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Titel:Kurzfristige Effekte einer Sauerstoffsubstitution unter Belastung bei Patienten mit idiopathische pulmonaler Fibrose (IPF)
Autor:Schneider, Christoph
Weitere Beteiligte: Kenn, Klaus (Prof.)
Veröffentlicht:2021
URI:https://archiv.ub.uni-marburg.de/diss/z2021/0157
DOI: https://doi.org/10.17192/z2021.0157
URN: urn:nbn:de:hebis:04-z2021-01579
DDC:610 Medizin
Titel (trans.):Short term effects of oxygen therapy during exercise in patients with idiopathic pulmonary fibrosis (IPF)
Publikationsdatum:2021-03-31
Lizenz:https://rightsstatements.org/vocab/InC-NC/1.0/

Dokument

Schlagwörter:
exercise, IPF, Kohle, oxygen saturation, idiopathic pulmonary fibrosis, endurance shuttle walk test, idiopatische pulmonale Fibrose, Belastung, oxygen therapy, IPF, carbon dioxi, ESWT, Sauerstofftherapie, Lungenfibrose, training, Sauerstoffsättigung, dyspnoea, SpO2, Dyspnoe

Zusammenfassung:
Hintergrund: Bei hypoxischen Patienten mit idiopathischer pulmonaler Fibrose (IPF) wird in den nationalen und internationalen Leitlinien eine Sauerstofftherapie unter Belastung empfohlen (Behr et al., 2013; Magnussen et al., 2008; Raghu et al., 2011). Behr et al. sprechen eine starke Empfehlung bei sehr geringer Evidenz aus. Dowman et al. konnten eine Verbesserung der körperlichen Ausdauerleistung und SpO2 unter Sauerstofftherapie nachweisen (Dowman et al., 2017). Nishiyama et al. fanden keine Leistungssteigerung von IPF Patienten im 6-Minuten Gehtest unter Sauerstofftherapie (Nishiyama et al., 2008). In einer retrospektiven Analyse zeigte sich bei diesen Patienten hingegen eine Verbesserung der Gehstrecke unter Sauerstofftherapie (Frank et al., 2012). Die Aussagekraft dieser Studien ist durch geringe Fallzahlen limitiert und sie zeigen widersprüchliche Ergebnisse. Ziel der vorliegenden Studie war es, die kurzfristigen Effekte einer Sauerstofftherapie bei einer größeren Gruppe von IPF Patienten zu untersuchen. Es wurde erwartet, dass diese Patienten ihre Ausdauer und SpO2 bei Belastung durch eine Sauerstofftherapie verbessern können. Es sollten außerdem die Effekte einer solchen Therapie auf die Atemfrequenz, Herzfrequenz und den Kohlenstoffdioxidpartialdruck der Patienten untersucht werden. Methodik: Im Rahmen der pneumologischen Rehabilitation an der Schön Klinik Berchtesgadener Land nahmen 40 Patienten mit idiopathischer pulmonaler Fibrose (Alter: 68.98 ± 7.31 Jahre, 39 männlich, 1 weiblich) und Belastungshypoxie (im 6-Minuten Gehtest) an dieser prospektiven Studie teil. Als Basisuntersuchungen wurden eine Lungenfunktion, eine Diffusionsmessung, eine Bioimpedanzanalyse und eine Blutgasanalyse durchgeführt. Jeder Patient absolvierte einen ISWT zur Bestimmung der maximalen Gehgeschwindigkeit. Jeder Patient absolvierte 3 ESWTs bei 85% dieser Gehgeschwindkeit. Dabei wurde jeweils ein Gehtest unter Raumluft, einer unter 2 L O2/min und einer unter 4 L O2/min durchgeführt. Die Anwendung der Atemgase erfolgte in randomisierter Reihenfolge und unter doppelter Verblindung. Die Patienten wurden angewiesen, die extern vorgegebene Geschwindigkeit so lange wie möglich durchzuhalten. Primärer Endpunkt der Studie war die Gehdauer (in Sekunden) bis zum Abbruch des ESWT durch den Patienten. Die SpO2, AF, HF und tcpCO2 wurden während des ESWT kontinuierlich aufgezeichnet. Um eine Vergleichbarkeit dieser Messparameter zu erreichen, wurde aus jedem Gehtest der Messwert bei Isotime (kürzeste Gehdauer eines Patienten in den 3 ESWTs) verwendet. Am Ende jedes Gehtests wurde die Dyspnoe des Patienten auf der modifizierten Borg-Skala erhoben. Ergebnisse: Es zeigte sich eine signifikante Verlängerung der Gehdauer im ESWT unter Sauerstofftherapie gegenüber Raumluft. Unter 2 L O2/min (p=0.003) und unter 4 L O2/min (p<0.001) konnten die Patienten die vorgegebene Geschwindigkeit signifikant länger durchhalten, als unter Raumluft. Bei Isotime zeigte sich eine verbesserte SpO2 dieser Patienten unter Sauerstoffgabe gegenüber Raumluft. Diese war unter 2 L O2/min (p<0.001) und unter 4 L O2/min (p<0.001) hochsignifikant. Die Herzfrequenz der Patienten konnte durch eine Sauerstofftherapie signifikant verringert werden. Dies zeigte sich ebenfalls unter 2 L O2/min (p=0.021) und unter 4 L O2/min (p=0.003) gegenüber Raumluft. Der Kohlenstoffdioxidpartialdruck der Patienten bei Isotime war unter 2 L O2/min (p=0.030) und unter 4 L O2/min (p=0.040) gegenüber Raumluft signifikant erhöht. Es zeigten sich keine Unterschiede bezügliche der Atemfrequenz unter Sauerstofftherapie gegenüber Raumluft. Ebenso zeigten sich keine Unterschiede in der Dyspnoe der Patienten am Ende des ESWT, wenn Raumluft oder Sauerstoff zugegeben wurde. Diskussion: Die vorliegenden Ergebnisse zeigen, dass IPF Patienten unter kurzfristiger Sauerstofftherapie bei Belastung ihre Ausdauer und SpO2 signifikant und klinisch relevant verbessern können. Diese Ergebnisse stimmen mit früheren Studien überein, die aber nur wenige Patienten einschlossen (Dowman et al., 2017) oder durch ein retrospektives Studiendesign limitiert waren (Frank et al., 2012). Die Anwendung des ESWTs mit Messungen bei Isotime gewährleistet die Übertragbarkeit unserer Ergebnisse auf alltägliche Belastungen, sowie eine gute Vergleichbarkeit der Messungen zwischen den verschiedenen Gehtests. In unserer Studie wurde ein signifikanter Anstieg des Kohlenstoffdioxidpartialdrucks unter Sauerstofftherapie bei Belastung bei IPF Patienten nachgewiesen, wobei dies bei Normokapnie ohne klinische Relevanz sein dürfte. Eine wichtige Limitation unserer Studie ist das Fehlen von weiblichen Patientinnen. Schlussfolgerung: Die hier vorgestellten Ergebnisse verbessern die Evidenz für eine kurzfristige Sauerstofftherapie unter Belastung bei Patienten mit IPF. Diese können durch die Substitutionstherapie ihre Ausdauer und SpO2 verbessern. Beide sind wichtige Faktoren der körperlichen Aktivität (Bahmer et al., 2016) und Lebensqualität (Nishiyama et al., 2005; Verma et al., 2011) der Patienten. Ob durch eine Sauerstofftherapie die Mortalität von IPF Patienten positiv beeinflusst werden kann, muss in weiteren Studien untersucht werden.


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