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Titel:Charakterisierung der adaptiven Autoimmunantwort beim Pemphigus vulgaris
Autor:Pollmann, Robert
Weitere Beteiligte: Eming, Rüdiger (Prof. Dr.)
Veröffentlicht:2020
URI:https://archiv.ub.uni-marburg.de/diss/z2020/0353
URN: urn:nbn:de:hebis:04-z2020-03532
DOI: https://doi.org/10.17192/z2020.0353
DDC:610 Medizin
Titel (trans.):Characterization of the adaptive autoimmune response in pemphigus vulgaris
Publikationsdatum:2020-09-21
Lizenz:https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0

Dokument

Schlagwörter:
cytokines, Hautkrankheiten, T-Zellen, Rituximab, Skin disease, Durchlusszytometrie, Interleukin 21, therapy, B-Zellen, Desmoglein 3, autoimmunity, Pemphigus vulgaris, Autoimmunität, Therapie, ELISpot, Zytokine

Zusammenfassung:
Pemphigus vulgaris (PV) ist eine antikörpervermittelte Autoimmunerkrankung, bei der es zur Bildung von Blasen und Erosionen an der Haut und den Schleimhäuten kommt. IgG-Autoantikörper gegen die desmosomalen Cadherine Desmoglein (Dsg)1 und 3 sind maßgeblich für die Entstehung des PV verantwortlich, indem sie einen Adhäsionsverlust der epidermalen Keratinozyten (Akantholyse) induzieren. Autoreaktiven CD4+ T-Zellen sind entscheidend für die Aktivierung und Differenzierung von autoreaktiven B-Zellen und für die Induktion der Autoantikörperproduktion. Die genauen zellulären und humoralen Mechanismen, die zur Produktion von Autoantikörpern führen, sind in weiten Teilen noch nicht verstanden Ziel dieser Arbeit war es daher, die adaptive Autoimmunantwort beim PV mit Hinblick auf die für die Induktion von Autoantikörpern relevanten Zytokine und die beteiligten T- und B-Zell-Subpopulationen näher zu untersuchen. Hierfür wurden in einer Querschnittsstudie Plasma und Immunzellen aus dem peripheren Blut von insgesamt 24 PV-Patienten untersucht. Die Ergebnisse zeigten eine Rolle von Interleukin (IL)-21, ein pleiotropes Zytokin, welches die Differenzierung von B-Zellen in antikörpersezernierende Plasmazellen induzieren kann, in der Pathogenese des PV auf. Es konnten erhöhte Plasmaspiegel dieses Zytokins im Vergleich zu gesunden Kontrollen detektiert werden, wobei IL-21 vorrangig von CD4+ T-Zellen bei PV Patienten mit aktiver Erkrankung produziert wurde. IL-21-produzierende T-Zellen zeichneten sich in Teilen durch eine Koproduktion der Zytokine IL-4 und IL-17 aus, welches eine partielle Beteiligung von Th2- und Th17-Zellen an der IL-21-Produktion nahelegte. Nach in vitro Stimulation der peripheral blood mononuclear cells (PBMC) von Patienten mit Dsg3 konnte die Produktion von IL-21 erstmals bei autoreaktiven T-Zellen mittels des sensitiven ELISpot-Verfahrens nachgewiesen werden, wodurch die funktionelle Bedeutung dieses Zytokins in der Pathogenese zusätzlich unterstrichen wurde. Des Weiteren lagen zirkulierende T follikuläre Helfer (Tfh)-Zellen (definiert als CD4+CXCR5+ T-Zellen), die eine essentielle Funktion bei der Induktion einer antikörpervermittelten Immunantwort besitzen, im erhöhten Maße im peripheren Blut der Patienten vor. Hinsichtlich der funktionell relevanten kostimulatorischen Moleküle programmed cell death protein 1 (PD-1) und inducible T cell costimulator (ICOS) zeigten Tfh-Zellen von Patienten keine Unterschiede im Vergleich zu gesunden Kontrollen. Darüber hinaus wurden niedrigfrequente autoreaktive B-Zellen mittels eines zuvor etablierten durchflusszytometrischen Testsystems durch die Markierung von rekombinanten Dsg3 mit Alexa Fluor 647 (Dsg3-AF647) im peripheren Blut der Patienten identifiziert und die Dsg3-spezifischen B-Zell-Subpopulationen unreif/naiv (CD19+CD27-), Gedächtnis B-Zellen (CD19+CD27+) und Plasmablasten (CD19+CD27++CD38++) eingehend charakterisiert. Vor allem autoreaktive Gedächtnis B-Zellen konnten bei PV-Patienten in einem erhöhten Maße nachgewiesen werden, welches auf eine gestörte periphere Immuntoleranz an diesem Punkt der B-Zell-Entwicklung unter möglicher Beteiligung von autoreaktiven Tfh-Zellen hinwies. In einer Subgruppenanalyse von 5 PV-Patienten, die zuvor mit dem B-Zell-depletierenden anti-CD20-Antikörper Rituximab behandelt wurden, zeigten sich erhöhte Frequenzen von Dsg3-spezifische Gedächtnis B-Zellen insbesondere in Phasen einer klinischen Remission, während dies bei einem Rezidiv nicht beobachtet werden konnten. Es wurde daher vermutet, dass die Aktivierung von autoreaktiven Gedächtnis B-Zellen einen Ausgangspunkt für die erneute Produktion von Autoantikörpern darstellen kann. Die Ergebnisse der vorliegenden Arbeit identifizieren IL-21 und IL-21-produzierende T-Zellen als wichtige Bestandteile in der Pathogenese des PV. Zusammen mit der eingehenden Charakterisierung von Dsg3-spezifischen B-Zell-Subpopulation können diese Erkenntnisse die zukünftige Entwicklung neuer zielgerichteter Therapieformen zur Behandlung des PV ermöglichen.


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