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Titel:Entwicklung der Prävalenz von Notfällen sowie der Alters- und Geschlechtsstruktur der Notfall-Patienten in Deutschland und England im Zeitverlauf
Autor:Höher, Carolin
Weitere Beteiligte: Kostev, Karel (Prof. Dr.)
Veröffentlicht:2020
URI:https://archiv.ub.uni-marburg.de/diss/z2020/0300
URN: urn:nbn:de:hebis:04-z2020-03005
DOI: https://doi.org/10.17192/z2020.0300
DDC:610 Medizin
Publikationsdatum:2020-07-27
Lizenz:https://creativecommons.org/licenses/by-nc-sa/4.0

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Zusammenfassung:
Das Ziel einer hausärztlichen Versorgung ist die Behandlung von allgemeinen Gesundheitsproblemen, die die eigenen Fähigkeiten zur Selbstbehandlung überschreiten. Hierbei ist der Allgemeinmediziner meist der erste Ansprechpartner im Gesundheitssystem und als so genannter „Gatekeeper“ die Eintrittskarte für eine weiterführende Versorgung in spezialisierten Zentren. Das Patientenklientel und die Symptomkonstellationen sind sehr variabel und umfassen theoretisch alle denkbaren Krankheitsbilder, denn auch lebensbedrohliche Gesundheitszustände können durch eine minder ausgeprägte Symptomatik zu einem Besuch des Allgemeinmediziners verleiten. Somit kommt dem Hausarzt eine wichtige Stellung im Gesundheitssystem zu, da ein Verkennen dieser Situationen fatale Folgen für den Patienten haben könnte. Es stellt sich die Frage wie hoch die Belastung durch lebensgefährliche Notfälle in hausärztlichen Praxen ist und inwieweit sich die Häufigkeit in den Jahren verändert hat. Ziel dieser Arbeit ist es einen großen Bereich an Krankheitsbildern abzudecken und zudem das Auftreten der Diagnosen bezüglich der Altersstruktur der Patienten und der Geschlechterverteilung zu untersuchen. Hierbei werden Deutschland und England als zwei Industrienationen miteinander verglichen. Insgesamt werden in dieser Arbeit 460 Hausarztpraxen mit insgesamt 586 Ärzten in Deutschland und 62 Hausarztpraxen mit insgesamt 553 Ärzten in England betrachtet. Die Daten dieser Arbeit basieren auf der IMS-Disease-Analyzer® Datenbank. Als eine der größten europäischen Patienten-Datenbanken umfasst diese Informationen aus Deutschland und England. Patientendaten, wie beispielsweise Geschlecht, Alter, Diagnosen und Therapien, werden hierbei ebenso erfasst wie allgemeine Angaben des jeweiligen Mediziners (Alter, Geschlecht, Spezialisierung). Durch einen weit gefassten Beobachtungszeitraum sind sowohl Studien im Quer-, als auch im Längsschnitt möglich. Eine hohe Repräsentativität wird durch fortwährende Überprüfung, Korrektur und Ergänzung erreicht. Die jeweiligen patientenbezogenen Daten werden vom Eintritt in das Gesundheitssystem bis zum Austritt registriert, ohne dass eine Löschung stattfindet, wodurch eine lückenlose Auswertung ermöglicht wird. Aus diesem Grund empfiehlt sich die IMS-Disease-Analyzer®als Grundlage dieser Arbeit. Es kann festgestellt werden, dass die Fallzahlen der untersuchten Diagnosen im Beobachtungszeitraum von 2008 bis 2017 teils erheblich angestiegen sind und somit eine nicht zu vernachlässigende Rolle in der allgemeinmedizinischen Praxis darstellen. In Deutschland treten im Schnitt 46,8 der betrachteten Notfälle pro Hausarztpraxis im Jahr 2008 auf, im Jahr 2017 sind es 57,5. In England kommen auf eine Hausarztpraxis 32,4 Notfallbilder im Jahr 2017, 2008 sind es 30,3. Hierbei sind prozentual vor allem ältere Patienten in den Bereichen kardiovaskuläre und zerebrovaskuläre Erkrankungen, sowie bei der Diagnose der „akuten Lungenembolie“ betroffen. Bei abdominellen Erkrankungen und den Diagnosen „Schock“ und „Kollaps“ verzeichnet sich ein erhöhter Anteil an unter 40-Jährigen. Bezüglich der Geschlechterverteilung gibt es keine großen Unterschiede zwischen Deutschland und England. Die Verteilung variiert leicht, die Tendenz ist bei den betrachteten Krankheitsbildern gleich. Da es bislang keine vergleichbare Studie gibt, die die genannten Diagnosen bündelt, konnte bisher die Belastung von Notfallbildern allgemein nur bedingt ausgewertet werden. Wichtig wäre im weiteren Verlauf zu klären, ob und in welchem Maße es durch das Aufsuchen des Hausarztes zu einer Verzögerung im Behandlungsprozess kommt und wie der Allgemeinmediziner mit diesen lebensbedrohlichen Gesundheitszuständen weiter verfährt. Auch bleibt in dieser Arbeit offen, inwieweit letztendlich das Outcome der Patienten beeinflusst wird.


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