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Titel:Die Implementierung von Objective Structured Clinical Examinations (OSCEs) im Fach „Klinische Pharmazie“ – Eine Studie zur praxis- und kompetenzorientierten Lehre und Prüfung
Autor:Mathis, Ronja
Weitere Beteiligte: Culmsee, Carsten (Prof. Dr.)
Veröffentlicht:2020
URI:https://archiv.ub.uni-marburg.de/diss/z2020/0219
DOI: https://doi.org/10.17192/z2020.0219
URN: urn:nbn:de:hebis:04-z2020-02197
DDC:615 Pharmakologie, Therapeutik
Titel (trans.):The Implementation of Objective Structured Clinical Examinations (OSCEs) in Clinical Pharmacy Course – a study on practice-related and competency-based education and assessment
Publikationsdatum:2020-06-08
Lizenz:https://rightsstatements.org/vocab/InC-NC/1.0/

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Zusammenfassung:
Das Berufsbild des Apothekers hat in den letzten Jahrzehnten einen starken Wandel erfahren: Über die Arzneimittelversorgung hinaus, leisten Apotheker in den öffentlichen Apotheken und in den Krankenhäusern einen wesentlichen Beitrag zur Arzneimitteltherapiesicherheit (AMTS) und zur Therapieoptimierung ihrer Patienten. Der Patient rückt in den Mittelpunkt einer multiprofessionellen Behandlung. Das Medikationsmanagement, die Arzneimitteltherapiesicherheit und die interprofessionelle Zusammenarbeit nehmen im ambulanten sowie im stationären Versorgungsektor an Bedeutung zu. Die Anforderungen an die Apotheker sind entsprechend gestiegen. Folglich sollten auch die Lehr- und Prüfungsformate der pharmazeutischen Ausbildung in Deutschland entsprechend überarbeitet werden, damit die Kompetenzen der Examinierten den aktuellen Entwicklungen in der pharmazeutischen Berufswelt gerecht werden. Objective Structured Clinical Examinations (OSCEs) stellen ein geeignetes Lehr- und Prüfungsformat dar, um klinische Kompetenzen und professionellen Verhalten sowie das klinisch-pharmazeutische Fachwissen, die Fähigkeit zur Problemlösung, Kommunikations- und Beratungskompetenzen der Studierenden zu überprüfen. OSCEs sind eine Prüfungsmethode, in der der Prüfling durch einen Parcours zeitbegrenzter Stationen rotiert und bezüglich seiner professionellen Leistung in einer simulierten, kontrollierten Umgebung mittels eines standardisierten Punktesystems geprüft wird. International haben sich OSCEs in der medizinischen Lehre und Prüfung sowie in der Pharmazie und Krankenpflege bereits als reliables und valides Prüfungsformat erwiesen. An den deutschen Universitäten hingegen gibt es immer noch Handlungsbedarf bezüglich praxis- und kompetenzorientierter Lehr- und Prüfungsmethoden. Bisher beschreiben einige wenige Berichte den Einsatz von OSCEs in der Pharmazie in Deutschland. Mit diesem Projekt sollte somit die wissenschaftliche Basis für die Implementierung einer validen, reliablen und praktikablen, sowie an den aktuellen Wandel der pharmazeutischen Wissenschaften und Lehrinhalte angepassten Prüfungsform geschaffen werden. Die Reliabilität (Zuverlässigkeit) der durchgeführten OSCEs wurde mittels Cronbachs Alpha bestimmt. Zur Qualitätssicherung der OSCEs wurde die Berechnung eines theoretischen Wertes für Cronbachs Alpha durchgeführt, wenn einzelne OSCE-Stationen weggelassen werden würden. Des Weiteren wurden die korrigierten Trennschärfen der einzelnen OSCE-Stationen untersucht, um Aussagen darüber treffen zu können, ob die OSCE-Stationen in der Lage sind, zwischen „guten“ von „weniger guten“ Studierenden zu differenzieren. Die minimal und maximal erreichten, relativen Punktzahlen und die relativen Mittelwerte – die normierten Aufgabenschwierigkeiten – der einzelnen OSCE-Stationen sowie des Gesamt-OSCEs wurden errechnet. Die Validität (Gültigkeit) wurde anhand der Korrelation der in den OSCEs erreichten Punktzahl mit der erreichten Punktzahl der ersten Abschlussklausur und mit der Note des Zweiten Staatsexamens im Fach Klinische Pharmazie mittels Spearman-Rho ermittelt. Zur Beurteilung der Praktikabilität wurden der Zeit-, Raum- und Personalbedarf für jedes Semester erhoben und die möglichen entstehenden Kosten für ein 10-Stationen-OSCE für 100 Studierende als Gesamtbetrag sowie als Betrag an Aufwendungen pro Prüfling errechnet. Das Projekt wurde im Fach Klinische Pharmazie der Philipps-Universität Marburg durchgeführt. Das Pilotprojekt beschäftigte sich dabei vor allem mit der Entwicklung eines geeigneten OSCE-Konzeptes. Verschiedene OSCE-Settings wurden getestet, um zu ermitteln, zu welchem Zeitpunkt im Curriculum OSCEs am besten geeignet sind, wie viele Stationen ein reliables, aber zugleich praktikables OSCE haben sollte und welchen Mehrwert ein extracurricularer, vorbereitender Kurstag hat. Im Hauptprojekt wurde dieses Konzept auf Studierendenkohorten in Semestergröße übertragen. Die durchgeführten OSCEs zeigten eine moderate bis hohe Reliabilität, vergleichbar mit internationalen und nationalen OSCEs der Inneren Medizin. Die OSCEs wiesen eine angemessene Aufgabenschwierigkeit für Pharmaziestudierende des 8. Fachsemesters im Fach Klinische Pharmazie auf und sind in der Lage, zwischen „guten“ und „weniger guten“ Studierenden zu differenzieren. Eine moderate Korrelation bestand mit der Abschlussklausur im Fach Klinische Pharmazie, keine Korrelation mit den Ergebnissen im Zweiten Staatsexamen in diesem Fach. Nach Millers Pyramide der Kompetenzentwicklung prüfen OSCEs Kompetenzen höherer Stufen, die mit Multiple-Choice-Fragen und offenen Fragen nicht erfasst werden können. Daraus lässt sich schließen, dass eine Kombination aus vorrangig auf Fachwissen basierenden Prüfungsformaten mit kompetenzbasierten, praxisorientierten Prüfungsmethoden wie OSCEs eine umfassendere Beurteilung der Studierenden sowie eine Evaluierung ihrer klinischen Kompetenzen und des professionellen Handelns erlaubt. Die erfolgreiche Durchführung stellt sich als verhältnismäßig zeit- und personalintensiv dar. Für die Umsetzung werden geeignete Räumlichkeiten sowie eine ausreichende Anzahl an Mitarbeitern benötigt. Die Vorbereitung und Planung setzt ein hohes Maß an Struktur und Organisation voraus, um einen problemlosen Ablauf des zeitlich exakt getakteten OSCE-Parcours am Prüfungstag zu ermöglichen. Mit diesem Projekt konnte gezeigt werden, dass OSCEs eine reliable und valide Lehr- und Prüfungsform darstellen und auch in der Pharmazie für Studierendenkohorten in Semestergröße von rund 100 Studierenden etabliert werden können.


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