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Titel:Milch und Macht: Die Pluralisierung des slowenischen Milchsektors. Entwicklungen kleinbäuerlicher Strukturen im Kontext einer globalisierten Milchwirtschaft
Autor:Dellmann, Nicolai
Weitere Beteiligte: Hassler, Markus (Prof. Dr.)
Veröffentlicht:2018
URI:https://archiv.ub.uni-marburg.de/diss/z2019/0056
DOI: https://doi.org/10.17192/z2019.0056
URN: urn:nbn:de:hebis:04-z2019-00566
DDC: Wirtschaft
Titel (trans.):Milk and power: The pluralization of the Slovenian dairy sector. Developments of smallholder structures in the context of a globalized dairy industry
Publikationsdatum:2019-01-15
Lizenz:https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0

Dokument

Schlagwörter:
Nahrungsmittelpr, Geografie food retailing Globa, Processing, GPN, Milch Weiterverarbeitung, Geography food retailing, Global Production Networks, Weiterverarbeitung, Global Production Networks, Value Chains, Global Value Chains, Wissensprozesse, Upgrading, Dairy sector Upgrading, Slowenien, GVC, Globalization, Wertschöpfungssysteme, Balkan, Global Value Chains, Regionale Entwicklung, Global Production Networks, Slowenien, Slovenia

Zusammenfassung:
Das Produktionssystem von Rohmilch befindet sich global in einer Phase der Restrukturierung. Die Reorganisationsprozesse sind zum einen durch Veränderungen in der Konsumnachfrage und zum anderen durch technische und prozessuale Veränderungen in der Produktion geprägt. In der Konsequenz führt dies zu einer Überproduktion von Milch, die immer mehr in verarbeiteter Form zu den Verbrauchern gelangt. Nur wenige Betriebe, darunter auch klassische Weiterverarbeiter, sind in der Lage einen Mehrwert zu generieren. Dies führt zu einer starken Konsolidierung entlang der gesamten Wertschöpfungskette und führt zu oligopolistischen Tendenzen, insbesondere am Ende der Wertkette sowohl auf der Handelsseite als auch auf der Verarbeitungsseite. Speziell für Rohmilchproduzenten ist es schwierig in ihrer gegenwertigen Integration im Wertschöpfungsprozess höhere Werte am Hof zu binden. Die häufigste Form der Wertbindung ist der Ausbau der eigenen Produktionskapazitäten. Diese Arbeit zeigt hierzu alternative Anpassungsprozesse an die fragmentierte und arbeitsteilige Landwirtschaft, die in zunehmenden Maße globalisiert ist. Die vorliegende Dissertation beleuchtet Prozesse der Transition im slowenischen Milchsektor. In Europa, wie insbesondere in Slowenien, kommt es zu einer allmählichen Agonie kleinbäuerlicher Produktionsstrukturen. In besonderer Weise wirken Konsolidierungsprozesse auf das slowenische Produktionssystem. Die Anpassungsprozesse im Produktionssystem sind daher vielseitig und lokal angepasst. Sie bilden die Voraussetzung im Produktionsprozess bestehen zu bleiben. Ziel dieser Arbeit ist es jene Bewältigungsprozesse aufzuzeigen, die dazu beitragen ein pluralistisches Produktionssystem auszubilden. Die Relevanz dieser pluralistischen Landwirtschaft wird größtenteils durch Marktversagen und die fehlende Internalisierung negativer Auswirkungen der heutigen Landwirtschaft verursacht. Grundlage für die theoretische Ausarbeitung des Themas sind Wertkettenansätze (Global Production Networks / Global Value Chain). Die Ansätze der Wertkettenforschung ermöglichen die Analyse zwischenbetrieblicher sowie nichtbetriebliche Beziehungen. Ganze Branchen und Sektoren können durch den Blickwinkel der Wertkettenanalysen betrachtet werden. Die sich daraus ergebende mehrdimensionale Perspektive ermöglicht eine Analyse unterschiedlicher Prozesse sowie Skalen. Insbesondere die wirtschaftlichen, sozialen und ökologischen Prozesse, die durch menschliche Interaktionen verursacht werden, können durch diese Perspektiven untersucht werden. Die Perspektiven, seien sie linear- oder netzwerkartig, eignen sich in erster Linie dazu, Machtkonstellationen im slowenischen Milchsektor Produktionssystem aufzuzeigen und relevante Prozesse zu analysieren. Diese kumulative Dissertation besteht aus drei wissenschaftlichen Artikeln, die die slowenische Pluralisierung in der Landwirtschaft nachzeichnen. Sie sind das Ergebnis qualitativer Forschung sowie der Verarbeitung umfassender Literatur und sekundärstatistischer Daten. Die Ergebnisse dieser Arbeit zeigen, in welcher Art und Weise die Sicherung und Weitergabe von Wissen in Slowenien in Bezug auf das Produktionssystem transferiert wird. Darüber hinaus werden Nischenstrategien von Rohwarenherstellern vorgestellt, die zur sukzessiven Veränderung des Produktionssystems beitragen. Ein Beleg dafür sind die zahlreichen Weiterverarbeitungs- und Vertriebsaktivitäten vieler Akteure sowie das Entstehen neuer Organisationsformen im Produktionssystem. Diversifizierungsprozesse auf verschiedenen Skalen führen in Slowenien zu einer Pluralisierung im Milchsektor. Die relationale Nähe zwischen Produzenten und Konsumenten wird in zunehmenden Maße aufgebaut. Dies hat zur Folge, dass regionale Wertschöpfungssysteme entstehen, die in Konsequenz auch höhere Werte am Hof der Produzenten binden. Die Aktivitäten der dargestellten Rohwarenproduzenten stellen Bewältigungsstrategien dar, die die Integration im Wertschöpfungssystem verändern sollen. Angesichts der schwankenden Milchpreise und einem für Schocks vulnerablen Systemswird dies immer wichtiger. Somit stellt der schwankende Milchpreis für diese Dissertation einen wichtigen Indikator dar, der im zunehmenden Maße durch globale Prozesse beeinflusst wird. Durch ihn und weitere, in dieser Arbeit dargestellte Faktoren, sind Landwirte in zunehmenden Maße an ein System mit wenig Spielraum gebunden. Schließlich führen insbesondere globale Events und Schocks wie beispielsweise die Weltfinanzkrise von 2008 und die Krise in der Eurozone des Jahres 2012 sowie der Abschaffung der Milchquote 2015 zu einem erhöhten Druck auf die Produzenten. Veränderte Konsumgewohnheiten und die Professionalisierung der Milchviehhaltung prägen den Sektor. Das wachsende Entrepreneurship der Landwirte hat vermehrt Auswirkungen auf die Produktionsstrukturen. All jene Faktoren werden das Produktionssystem zu einem pluralisierten System umformen – mit zahlreichen ausdifferenzierten Wertschöpfungskreisen.


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