Publikationsserver der Universitätsbibliothek Marburg

Titel:Unterstützungsmaßnahmen für pflegende Angehörige von Menschen mit Demenzerkrankung. Evaluation bestehender Entlastungsangebote und deren konzeptionelle Weiterentwicklung
Autor:Wächtershäuser, Anne
Weitere Beteiligte: Schnoor, Heike (Prof. Dr.)
Veröffentlicht:2016
URI:https://archiv.ub.uni-marburg.de/diss/z2017/0470
URN: urn:nbn:de:hebis:04-z2017-04701
DOI: https://doi.org/10.17192/z2017.0470
DDC: Erziehung, Schul- und Bildungswesen
Titel (trans.):Support measures for family caregivers of people with dementia. An evaluation and conceptual advancement of existing support offers
Publikationsdatum:2017-06-12
Lizenz:https://creativecommons.org/licenses/by-nc-sa/4.0

Dokument

Schlagwörter:
Pflege, family caregivers, Demenz, Unterstützung, dementia, conceptual approaches to dementia care, Pflegende Angehörige, subjective burden, Beratung, Familienangehöriger, Hauspflege, support offers, Belastung, counselling, Betreuung, Hausarzt, Unterstützungsangebote, family doctor, Belastungserleben, Versorgungsstrukturen, Betreuungskonzepte

Zusammenfassung:
Aktuell leben in Deutschland über 1,4 Millionen Menschen mit Demenzerkrankung. Aufgrund des demographischen Wandels und der eingeschränkten medizinischen Therapieoptionen wird ein kontinuierlicher Anstieg der Krankenzahl prognostiziert. Der überwiegende Anteil der Erkrankten wird im häuslichen Umfeld von Familienangehörigen betreut, die infolge der anspruchsvollen Betreuungsaufgabe in der Regel unter einem hohen Belastungserleben leiden. Zur Entlastung der häuslichen Betreuungssituation haben sich in den letzten Jahrzehnten vielfältige Unterstützungsangebote im Versorgungssystem entwickelt, diese werden bislang aber eher selten oder erst spät im Betreuungsverlauf in Anspruch genommen. In der Dissertation wird das Thema Unterstützungsangebote für pflegende Angehörige demenzerkrankter Menschen behandelt. Im ersten Teil (Kapitel 1-4) wird der theoretische Hintergrund zur empirischen Untersuchung dargelegt. Kapitel eins gibt einen Überblick über die gesellschaftlichen und medizinischen Aspekte der Erkrankung Demenz. In Kapitel zwei erfolgt eine Darstellung der häuslichen Versorgungssituation von Menschen mit Demenz, wobei die Schwerpunkte auf den charakteristischen Merkmalen der Betreuungssituation und dem Belastungserleben pflegender Angehöriger liegen. Im dritten Kapitel werden Unterstützungsangebote für demenzerkrankte Menschen und deren pflegende Angehörige vorgestellt und in diesem Zusammenhang der Umgang mit Unterstützungsangeboten und die Problematik der Inanspruchnahme, bzw. Nichtinanspruchnahme, dieser Angebote erläutert. Das vierte Kapitel beinhaltet ausgewählte demenzspezifische Betreuungskonzepte und Forschungsergebnisse rund um diese Konzepte. Zudem wird die Umsetzbarkeit von Betreuungskonzepten im häuslichen Bereich diskutiert. Im zweiten Teil der Arbeit (Kapitel 5 und 6) wird die durchgeführte empirische Untersuchung präsentiert. In Kapitel fünf werden die Planung, Methodik und Auswertung der Untersuchung dargelegt, sowie ihre Ergebnisse vorgestellt. Hauptziel der empirischen Untersuchung war es, Erkenntnisse darüber zu gewinnen, welche Faktoren das Belastungserleben pflegender Familienmitglieder positiv beeinflussen. Folgende Einflussbereiche wurden untersucht: persönliche Merkmale der häuslichen Betreuungssituation, Nutzung und Bewertung von Unterstützungsangeboten, Gründe für die (Nicht-)Inanspruchnahme von Unterstützungsangeboten, Wünsche in Bezug auf Unterstützung und Kenntnisse sowie praktische Umsetzung von demenzspezifischen Betreuungskonzepten. Die Datenerhebung erfolgte durch eine schriftliche Befragung pflegender Angehöriger demenzerkrankter Menschen (n=136). Die Ergebnisse zeigen, dass das Belastungserleben in der Stichprobe vergleichsweise hoch war. Es konnten acht Variablen gefunden werden, die einen signifikanten Zusammenhang mit einem niedrigeren Belastungserleben der pflegenden Angehörigen aufwiesen. Dies waren (1) eine geringere tägliche Betreuungszeit, (2) eine höhere Selbständigkeit der betreuten Personen, (3) eine höhere Betreuungskompetenz, (4) die Nutzung und (5) positive Bewertung des Unterstützungsbereichs „Privates Umfeld“, (6) die Nutzung des Unterstützungsbereichs „Medizin“, (7) eine leichtere Akzeptanz von Unterstützung und (8) ein geringerer Wunsch nach Unterstützung in ihrer Betreuerrolle. Nur etwa 38% der Befragten verfügte über Kenntnisse von demenzspezifischen Betreuungskonzepten und ca. 60% fühlten sich im Umgang mit der demenzerkrankten Person oft hilflos und überfordert und hatten Schwierigkeiten, ihr Verhalten zu verstehen. Am häufigsten wurden die Unterstützungsbereiche „Medizin“ und „Privates Umfeld“ genutzt, die Inanspruchnahme von Beratungs- und Schulungsangeboten war am geringsten und auch Angebote der Alzheimer Gesellschaft oder Betreuungsangebote wurden vergleichsweise wenig genutzt. Wenn Angebote genutzt wurden, war die Bewertung der Unterstützungsleistung in der Regel positiv. Eine Ausnahme bildete der Unterstützungsbereich „Medizin“, der zwar am häufigsten in Anspruch genommen, aber am schlechtesten bewertet wurde. Hauptgründe für die Inanspruchnahme von Unterstützungsangeboten waren die Vermeidung einer stationären Versorgungsform und die Aufrechterhaltung der häuslichen Betreuung. Als Hauptgründe für die Nichtinanspruchnahme wurden die hohen Kosten und der organisatorische Aufwand durch Entlastungsangebote, aber auch die Schwierigkeit, individuell passende Angebote zu finden, genannt. In fast allen abgefragten Bereichen bestand der Wunsch nach mehr Unterstützung. Besonders stark ausgeprägt waren die Wünsche nach höherer finanzieller Unterstützung, einer größeren Anzahl demenzspezifischer Angebote und mehr frei verfügbarer Zeit. Die Diskussion der Ergebnisse erfolgt in Kapitel sechs. Auf Grundlage der Untersuchungsergebnisse werden Ansatzpunkte für die konzeptionelle Weiterentwicklung von Unterstützungsmaßnahmen abgeleitet und ein theoretisches Modell (Hausarzt-Beratungs-Modell) zur Optimierung von Versorgungsstrukturen entwickelt und vorgestellt.


* Das Dokument ist im Internet frei zugänglich - Hinweise zu den Nutzungsrechten