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Titel:Alternative erneuerbare Energieprojekte - Strukturelle Entwicklungen in der Energiewende in Deutschland
Autor:Roesler, Tim
Weitere Beteiligte: Hassler, Markus (Prof. Dr.)
Veröffentlicht:2016
URI:https://archiv.ub.uni-marburg.de/diss/z2017/0053
DOI: https://doi.org/10.17192/z2017.0053
URN: urn:nbn:de:hebis:04-z2017-00532
DDC: Erde (Astronomische Geografie)
Titel (trans.):Alternative renewable energy projects - Structural developments in the German energy transition
Publikationsdatum:2017-01-17
Lizenz:https://rightsstatements.org/vocab/InC-NC/1.0/

Dokument

Schlagwörter:
Bioenergie, wind energy, Landkreis Marburg-Biedenkopf, Heckenmanagement, Deutschland, Multi-Level Perspektive, hedgerow management, Erneuerbare Energien, Bioenergiedörfer, soziotechnische Transition, Energiepolik, bioenergy villages, soziale Nische, Energiewende, Bürgerbeteiligung, energy transition, Windenergie, multi-level perspective

Zusammenfassung:
Erneuerbare Energien stellen heute bereits einen merklichen Anteil zur Energieversorgung in Deutschland bereit. Die Nutzung von erneuerbaren Energien substituiert aber nicht nur die Nutzung von fossilen Energieträgern, sondern beeinflusst auch in unterschiedlichem Maße gesellschaftliche, ökonomische, ökologische und räumliche Prozesse. Die Entwicklung von neuen Technologien ist also nur ein Teil der Veränderungen, die innerhalb der Energiewende in Deutschland stattfinden. Die Energiewende führt nicht nur zu einer Substituierung von Technologie, sondern auch zu einer Restrukturierung des gesamten Systems. Dies drückt sich unter anderem durch neue Akteure und veränderte gesellschaftliche und organisatorische Prozesse aus. Einen theoretischen Zugang zu den Veränderungen im Rahmen der deutschen Energiewende bieten Transitionstheorien. Als konkreter Bezugsrahmen in dieser Arbeit dient die Multi-Level Perspektive soziotechnischer Transition (MLP) (GEELS 2002). Im Rahmen dieses Ansatzes wird von einer Ko-Evolution von technischen und gesellschaftlichen Faktoren ausgegangen, die zu einer Regimetransition führen können. Eine besondere Bedeutung haben dabei Nischen, die als Entwicklungsräume von alternativen Konzepten und Ideen als radikale Innovationen konzeptualisiert werden. Sie besitzen das Potential zur zukünftigen Konfiguration des Regimes zu reifen bzw. dieses zu beeinflussen. Allerdings ist die Perspektive der MLP oft auf die Ebene des Nationalstaates beschränkt (RAVEN et al. 2012) und hat Technologie als Ausgangspunkt für Untersuchungen (WITKAMP et al. 2011). Nischen müssen aber nicht nur als technische Nischen begriffen werden. Auch soziale Innovationen können als Nischen konzeptualisiert werden (SEYFANG & SMITH 2007, WITKAMP et al. 2011, BERKHOUT et al. 2003). Die vielfältigen gesellschaftlichen, politischen, ökonomischen und organisatorischen Strukturen und Prozesse, die sich im Rahmen der Energiewende verändern, sind allerdings nicht nur ein nationales Phänomen. Die Energiewende ist vielmehr ein Prozess, der sich auf vielfältige unterschiedliche Handlungsebenen/Skalen auswirkt und diese verändert. Die Energiewende führt zu einer Restrukturierung der Bedeutung von unterschiedlichen Skalen. Eine rein nationale Betrachtung der Entwicklung und Auswirkungen von erneuerbaren Energien verstellt dabei die Sicht auf tiefergreifende, heterogene, räumliche Veränderungen, die mit der Nutzung von erneuerbaren Energien einhergehen. Im Besonderen gesellschaftliche und organisatorische Prozesse auf regionaler/lokaler Ebene und soziale Nischen, in denen neue innovative Prozesse zu einer Reorganisation im Rahmen einer lokalen Energiewende führen, werden dabei übersehen. Solche Prozesse werden nur durch die detaillierte Betrachtung von konkreten Fallbeispielen deutlich. Daher ist eine lokale/regionale Betrachtung von innovativen sozialen Nischen ein wichtiger Schritt zur Analyse von Transitionsprozessen. Die vorliegende Arbeit setzt sich mit regionalen/lokalen Prozessen der Energiewende auseinander. Es wird untersucht, wie die Energiewende auf regionaler bzw. lokaler Ebene gestaltet und gesteuert werden kann. Dabei liegt der Fokus auf der Untersuchung von alternativen erneuerbaren Energieprojekten, als Anwendungsbeispiele für soziale Innovationen, sowie deren Gestaltung und Steuerung durch regionale/lokale Strategien und Akteure. Als Untersuchungsraum wurde der Landkreis Marburg-Biedenkopf gewählt, weil er eine regionale, administrative Einheit darstellt, in der durch eine Vielzahl von einzelnen Projekten auf lokaler Ebene die tiefgreifenden Veränderungen und Herausforderungen der Energiewende deutlich werden. Der Landkreis Marburg-Biedenkopf und die Gesamtheit der Projekte, die dort stattfinden, stehen beispielhaft für eine stärkere Gestaltung der Energiewende auf regionaler/lokaler Ebene und für neue Entwicklungschancen ländlicher Räume. Anhand der Untersuchungen zu drei unterschiedlichen innovativen Projekten im Landkreis Marburg-Biedenkopf (Bioenergiedörfer, kommunale Windenergie, Hecken als Biomasse) werden die Erkenntnisse in Bezug auf lokale/regionale Prozesse der Energiewende zusammengefasst. Der erste Artikel zeigt die Bedeutung regionaler politisch-administrativer Akteure für die Entwicklung von Nischen anhand des Fallbeispiels der Bioenergiedörfer. Der zweite Artikel analysiert, wie Bürgerengagement als lokale Ressource die Entwicklung von Bioenergiedörfern ermöglicht. Der dritte Artikel erklärt am Beispiel der Windenergie wie auch kommunale Akteure als eine soziale Nische die Energiewende steuern können. Der vierte Artikel wählt die lokale Ressource Heckenschnitt als Beispiel dafür wie vorhandene, aber bisher ungenutzte Biomassepotentiale durch regionale bzw. lokale Kooperationen genutzt werden können.

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