Publikationsserver der Universitätsbibliothek Marburg

Titel:Negative Effekte von Psychotherapie – Ein Mixed-Methods Ansatz
Autor:Ladwig, Inga
Weitere Beteiligte: Nestoriuc, Yvonne (Prof. Dr. rer. nat.)
Veröffentlicht:2016
URI:https://archiv.ub.uni-marburg.de/diss/z2016/0547
DOI: https://doi.org/10.17192/z2016.0547
URN: urn:nbn:de:hebis:04-z2016-05479
DDC: Psychologie
Titel (trans.):Negative Effects of Psychotherapy - A Mixed-Methods Design
Publikationsdatum:2016-07-26
Lizenz:https://rightsstatements.org/vocab/InC-NC/1.0/

Dokument

Schlagwörter:
unethisches Verhalten, unethical therapist behaviour, Nebenwirkung, unerwünschte Effekte, Psychotherapy research, therapeutic malpractice, side effects, Psychologie, Psychotherapieforschung, negative treatment effects, Psychotherapie

Zusammenfassung:
Während der positive Einfluss psychotherapeutischer Behandlung eindrücklich belegt ist, sind mögliche negative Effekte von Psychotherapie bisher nur selten Gegenstand wissenschaftlicher Forschung gewesen (Jacobi, 2002; Margraf, 2009; Märtens & Petzold, 2002). Ziel der vorliegenden Dissertation ist es, Häufigkeiten und Einflussfaktoren dieser negativen Effekte von Psychotherapie in der Standardversorgung mit quantitativen und qualitativen Methoden zu untersuchen. Mit dem Wissen, wann Psychotherapie auch zu negativen Wirkungen führen kann, ist eine balancierte Evaluation von psychotherapeutischen Interventionen möglich. Somit werden informierte und autonome Behandlungsentscheidungen im Sinne des Patientenrechtegesetztes gestärkt. Hierzu werden drei Publikationen in die kumulative Promotion einbezogen. In Studie I wurde zunächst ein standardisierter Fragebogen zur Erfassung negativer Effekte von Psychotherapie und unethischem Therapeutenverhalten/Kunstfehlern entwickelt. Dazu wurde ein per Expertengremium generierter Itempool im Rahmen einer Onlineerhebung an N=195 ehemaligen Psychotherapie-Patienten evaluiert und daraus das Inventar zur Erfassung negativer Effekte nach Psychotherapie (INEP) mit 21 Items erstellt. Die Teilnehmer wurden dabei zu negativen Effekten in verschiedenen Bereichen befragt (Verschlechterung von Symptomen; Auftreten neuer Symptome; Abhängigkeit vom Therapeuten; Konflikte in Partnerschaft, Familie oder Freundeskreis; Konflikte auf der Arbeit; Stigmatisierung durch Behandlung). Anschließend erfolgte eine Erhebung (Studie II) mit dem Ziel, das neu entwickelte Instrument weiter zu evaluieren und dabei Aufschluss zu Häufigkeiten und Einflussfaktoren negativer Effekte in verschiedenen Behandlungssettings zu geben. Dazu wurden sowohl Patienten im ambulanten (N=182, querschnittliche Erhebung) als auch im stationären Setting (N=118, längsschnittlich) nach ihrer Behandlung zu negativen Effekten und unethischem Therapeutenverhalten/Kunstfehlern befragt. Dabei berichten ambulante Patienten am häufigsten von Schwierigkeiten mit ihrer Krankenversicherung, während stationäre Patienten am häufigsten über Verschlechterung ihrer Symptome berichten. Im Bezug auf unethisches Therapeutenverhalten/Kunstfehler durch den Therapeuten beklagen Patienten aus beiden Behandlungssettings am häufigsten, dass sie sich durch Aussagen ihres Behandlers verletzt und zu Interventionen gezwungen fühlten. Gleichzeitig berichtet ein Großteil der Patienten positive Effekte ihrer psychotherapeutischen Behandlung. Prädiktoranalysen ergaben, dass negative Effekte von Psychotherapie und unethischem Therapeutenverhalten/Kunstfehlern u.a. durch Vorerfahrung mit Psychotherapie, negativen Erwartungen und einer negativen therapeutischen Beziehung begünstigt werden. Zusätzlich zu der quantitativen Datenerhebung im ambulanten und stationären Setting fand eine qualitative Erhebung statt (Studie III). Hierzu wurden insgesamt N=24 ehemalige Psychotherapiepatienten in einem selbstentwickelten halbstrukturierten Interview zu ihren negativen Erfahrungen mit Psychotherapie befragt. Es wurde mittels qualitativer Analysen untersucht, in welchen Lebensbereichen negative Effekte auftraten und welche Ursachen für diese negativen Effekte von Patienten genannt wurden. Dabei zeigte sich, dass ein wesentlicher Teil der Ursachen außerhalb der therapeutischen Beziehung gesehen werden; zum Beispiel in den Rahmenbedingungen der Klinik und der Inflexibilität des Gesundheitssystems. 7Im Rahmen der vorliegenden Arbeit wurde mit der Erstellung eines neu entwickelten Fragebogens, welcher negative Effekte von Psychotherapie aus Patientenperspektive erfasst, ein ökonomisches Instrument entwickelt, um negative Effekte systematisch untersuchen zu können. Weiterhin konnten erste wichtige Erkenntnisse dazu geworden werden, was das Auftreten von negativen Effekten und Kunstfehlern begünstigt. Besonders frühere Therapieerfahrungen und ungünstige Erwartungen stellen hier einen Risikofaktor dar. Zudem konnten qualitative Daten einen vertieften Einblick darin geben, wodurch negative Effekte aus Patientensicht entstehen.


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