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Titel:Carboxyhämoglobin nach Brandgasexposition - Eine Untersuchung zur postexpositionellen Belastung von Feuerwehreinsatzkräften
Autor:Pfefferkorn, Alina
Weitere Beteiligte: Kill, Clemens (PD Dr.med)
Veröffentlicht:2014
URI:https://archiv.ub.uni-marburg.de/diss/z2014/0789
URN: urn:nbn:de:hebis:04-z2014-07893
DOI: https://doi.org/10.17192/z2014.0789
DDC: Medizin
Titel (trans.):Carboxyhemoglobinlevels in fire fighters after exposition to fire smoke
Publikationsdatum:2014-12-16
Lizenz:https://rightsstatements.org/vocab/InC-NC/1.0/

Dokument

Schlagwörter:
Brandgas, Feuerwehr, Kohlenmonoxidhämoglobin, Atemschutz, fire smoke, fire fighters, carboxyhemoglobin

Zusammenfassung:
Kohlenmonoxid (CO) ist ein farb-und geruchloses Gas, das bei der unvollständigen Verbrennung von kohlenstoffhaltigen Substanzen in abgeschlossenen Räumen entsteht. Der bei Bränden in geschlossenen Räumen entstehende Brandrauch beinhaltet somit in hohem Maße CO, was dessen Toxizität maßgeblich beeinflusst. Enthält die Umgebungsluft Anteile von CO, so wird dieses gemeinsam mit der Atemluft in die Lungen eingeatmet. Im Körper wird CO mit einer 240fach erhöhten Affinität an das Sauerstofftransportprotein Hämoglobin gebunden. Daraus resultiert eine Gewebehypoxie, die akut zu Sehstörungen, Kopfschmerzen, Übelkeit, Schwindel, Schwäche, Thoraxschmerz, Erbrechen, Benommenheit, Kollaps- und Komazuständen, außerdem zu Krämpfen, Tachykardie, Tachypnoe und Schock führen kann. Chronische Belastungen erhöhen das Herzinfarktrisiko und können zu neurologischen Spätschäden führen. Atemschutzgeräteträger sind Feuerwehreinsatzkräfte, die speziell für die Brandbekämpfung in geschlossenen Räumen ausgebildet wurden. Im Einsatz tragen sie eine besondere persönliche Schutzausrüstung mit einem Atemschutzgerät. In der vorliegenden Studie wird untersucht, inwieweit Feuerwehrangehörige im Atemschutzeinsatz einer CO-Belastung ausgesetzt sind und in wie vielen Fällen eine erhöhte CO-Belastung unbeachtet bleibt. Des Weiteren werden Faktoren untersucht, die diese Belastung möglicherweise beeinflussen. Darunter finden sich sowohl physiologische Faktoren, Unterschiede in der persönlichen Schutzausrüstung, als auch die Frage nach individuellen Verhaltensweisen, die die Sicherheit der Schutzausrüstung beeinflussen. Es wird untersucht, ob sich die Sicherheitslage vom Training zum Realeinsatz unterscheidet. Dazu wurden über einen Zeitraum von 3 Jahren in den Landkreisen Marburg, Northeim und Göttingen Atemschutzgeräteträger nach Übungseinsätzen im Brandsimulationscontainer, beziehungsweise nach Durchführung eines realen Brandeinsatzes in die Studie aufgenommen. Mit Hilfe des Pulsoxymeters Rad 57 von Masimo wurden Carboxyhämoglobin, Herzfrequenz, Methämoglobin, Sauerstoffsättigung und der Perfusionsindex gemessen und über einen zusätzlichen Fragebogen Verhaltensweisen vor und nach dem Einsatz erfragt. Die erhobenen Messwerte wurden neben der deskriptiven Datenanalyse auch mittels verschiedener Hypothesentests ausgewertet. Im Übungseinsatz konnten bei 4,2% der Teilnehmer erhöhte COHb-Werte gemessen werden. Im Realeinsatz waren es 15,8%. Darüber hinaus kam es im Übungseinsatz bei 20,2% der Probanden im zeitlichen Verlauf zu Messwerten, die auf das Einatmen größerer Mengen CO hinweist, ohne dass die absoluten Werte dabei in jedem Fall erhöht waren. Es zeigen sich statistisch signifikante Unterschiede des COHb-Gehaltes zwischen Übung und Realeinsatz. Dafür kann in einigen Fällen eine unterschiedliche Ausrüstung verantwortlich sein. Es zeigte sich aber, dass, vor allem im Realeinsatz, vorgegebene Sicherheitsmaßnahmen nicht so streng befolgt wurden wie im Übungseinsatz. Die Erhebung kardialer Parameter zeigte eine teilweise nicht ausreichende körperliche Fitness der Einsatzkräfte. Fazit dieser Studie ist, dass im Rahmen der Ausbildung in Zukunft verstärkt auf die Gefährdung durch CO an der Einsatzstelle und die essentielle Bedeutung von Sicherheitsmaßnahmen zur Vorbeugung der Exposition während des Einsatzes eingegangen werden muss.

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