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Titel:Original und kopial überlieferte Papsturkunden des 13. Jahrhunderts aus Lucca (1227 bis 1274) - Analyse und Edition
Autor:Kobayashi, Asami
Weitere Beteiligte: Meyer, Andreas (Prof. Dr.)
Veröffentlicht:2013
URI:https://archiv.ub.uni-marburg.de/diss/z2014/0369
URN: urn:nbn:de:hebis:04-z2014-03693
DOI: https://doi.org/10.17192/z2014.0369
DDC: Geschichte
Titel (trans.):Originals and copies of papal documents of the 13th century from Lucca (1227 - 1274) - Analysis and edition
Publikationsdatum:2014-07-31
Lizenz:https://rightsstatements.org/vocab/InC-NC/1.0/

Dokument

Schlagwörter:
Historische Hilfswissenschaften, Medieval studies, Diplomatics, Lucca, Lucca, Urkundenlehre, Mediävistik, Guelfen, Ghibellinen, Kirchenrecht, Pope, Papst, Notariat, Toskana

Zusammenfassung:
Die meisten aller im Mittelalter ausgestellten Urkunden wurden in der päpstlichen Kanzlei produziert und von dort aus in die ganze bekannte Welt expediert. Die Ermittlung der genauen Zahl der ausgestellten Papsturkunden trägt zur Erfassung der einstigen Kapazität dieser Kanzlei bei, doch ist dies wegen der Vielzahl der verlorenen Urkunden und der komplizierten Überlieferungssituation der noch erhaltenen Urkunden, die sich an unterschiedlichen Orten und in verschiedenen Überlieferungsformen finden, nicht einfach. Zwar umfasst die Serie der Papstregister, also die Ausstellerüberlieferung, eine große Zahl von Urkunden, da jedoch die Registrierung im 13. Jahrhundert kein obligatorischer, aber ein für die Bittsteller kostenpflichtiger Bestandteil des Geschäftsgangs war, wurde wohl nur ein geringer Teil der expedierten Urkunden auch registriert. So finden sich in den Empfängerarchiven viele Originalausfertigungen und Urkundenabschriften, zu denen entsprechende Einträge in den Papstregistern fehlen. Einige weitere Urkunden wurden uns nur deswegen überliefert, weil sie als Teil von Gerichtsprotokollen in notarielle Imbreviaturbücher – sie sind wegen der „Massenhaftigkeit ihres Stoffes“ als „sehr wertvolle Quellen“ bekannt (Brandt, Werkzeug des Historikers, Köln 1993, S. 88-89) – übertragen und abgeschrieben wurden. Solche Überlieferungen sind sehr wertvoll, weil die Originalausfertigungen nach Vollendung des jeweiligen Rechtsgeschäftes ihren Aufbewahrungswert verloren hatten und meistens vernichtet wurden. Die toskanische Stadt Lucca bietet diesbezüglich ein sehr günstiges Quellenkorpus. In den Luccheser Archiven, in denen sich ohnehin eine große Zahl an originalen und abschriftlich überlieferten Papsturkunden befindet, sind die Imbreviaturbücher des einzigartig gut dokumentierten Notars Ciabattus aus dem 13. Jahrhundert erhalten geblieben. Der Vergleich von fast 290 in Lucca überlieferten Urkunden von Gregor IX., Innozenz IV., Alexander IV., Urban IV., Clemens IV. und Gregor X. mit den entsprechenden Registerbänden verdeutlicht exemplarisch diese Unvollständigkeit der Papstregister auf. Gleichzeitig wird aufgezeigt, dass zwar zu mehreren Originalausfertigungen Registereinträge existieren, dies aber für die in den Imbreviaturbüchern überlieferten Stücke nicht zutrifft. Der inhaltliche Analyse der Urkunden erläutert die Gründe: Während die Mehrheit der Originalausfertigungen und Abschriften sowie der registrierten Urkunden Gratialbriefe sind, handelt es sich bei fast allen in den Imbreviaturbüchern gefundenen Stücken um Justizbriefe. Mittels solcher weder im Original noch in den Registern, sondern in versteckterer Form überlieferten Urkunden versuchten viele niedere Kleriker und sogar einige Weltlichen tagtäglich, ihre Interessen und Rechte durchzusetzen. Und gerade diese Urkunden erlauben damit tiefere Einblicke in die verschiedenen Bereiche des mittelalterlichen Alltagslebens als die prächtigen Privilegien, die oft mehrfach ausgefertigt und registriert wurden und daher der Nachwelt auch bekannt geworden sind.


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