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Titel:Analyse der radiologischen Anatomie der unteren Nasenmuschel in Relation zum Nasenseptum und der Nasenhaupthöhle mittels digitaler Volumentomographie
Autor:Balbach, Lena
Weitere Beteiligte: Werner, Jochen (Prof. Dr. )
Veröffentlicht:2012
URI:https://archiv.ub.uni-marburg.de/diss/z2012/0224
URN: urn:nbn:de:hebis:04-z2012-02244
DOI: https://doi.org/10.17192/z2012.0224
DDC:610 Medizin
Titel (trans.):Radiological analysis of the anatomy of the inferior turbinate in relation to the nasal septum and the nasal cavity using digital volume tomography
Publikationsdatum:2012-03-19
Lizenz:https://rightsstatements.org/vocab/InC-NC/1.0/

Dokument

Schlagwörter:
Nasenhöhle, nasal septum, Volumentomographie, nasal cavity, Nasenscheidewand, Concha nasalis, lower turbinate, digital volume tomography

Zusammenfassung:
Im Jahre 1882 berichtete der Anatom Emil Zuckerkandl ausführlich über die Anatomie der menschlichen Nasenhöhle. Seitdem wurden jedoch nur wenige weitere Arbeiten zu diesem Thema veröffentlicht, die zudem fast ausschließlich auf Leichenstudien basieren. Vor allem die radiologischen Dimensionen mit der Ausdehnung der Schleimhäute in vivo wurde bisher noch nicht ausreichend bewertet. Die Erlangung schnittbildbasierter anatomischer Standardwerte für die untere Nasenmuschel, das Nasenseptum und die Nasenhaupthöhle wäre wünschenswert. Die digitale Volumentomografie hat in den letzten Jahren in der Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde mehr und mehr an Bedeutung gewonnen. Die ständige Verbesserung der technischen Leistungen, wie die hohe Ortsauflösung bei sehr geringer Strahlenbelastung, sind Gründe für das immer größer werdende klinische Interesse. Sie ist in der Lage, die Strukturen der Knochen und der Schleimhäute äußerst präzise in 3-D wiederzugeben. Zur Ermittlung der Ursache von Nasenatmungsbehinderungen ist sie ergänzend zur Endokopie in besonderem Maße geeignet. Diese können durch die Vergrößerung der Nasenmuscheln oder eine Septum­deviation hervorgerufen werden. In der Klinik für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde in Marburg steht dafür der 3D Accuitomo F17 (Morita, Japan) zur Verfügung. Die retrospektive Vermessung von 100 Patientendatensätzen aus der Marburger Datenbank umfasst 50 Frauen und 50 Männer. Das Durchschnittsalter liegt bei 38,6 Jahren. Die Patienten sind zwischen 19 und 83 Jahren alt. Es wurden die radiologischen Größen von Knochen und Schleimhaut der unteren Nasenmuschel, des Nasenseptums und der Nasenhaupthöhle ermittelt. Die statistische Auswertung zeigt die anatomischen Eckdaten der Nasenhöhle sowie die Unterschiede sowohl zwischen Frauen und Männern als auch zwischen linker und rechter Nasenmuschel auf. Die Größenausdehnung der unteren Nasenmuschel wurde in Relation zu einer eventuell vorhandenen Septumdeviation gesetzt. Die Länge des Os turbinale in sagittaler Richtung beträgt 39,0 mm ±4,0 mm. Mit Schleimhautüberzug ist die untere Nasenmuschel 51,0 mm ±5,1 mm lang. Die Knochenlänge in cranio-caudaler Richtung beträgt an Messebene M1 4,0 mm ±2,0 mm, an M2 20,8 mm ±5,2 mm, an M3 13,7 mm ±3,2 mm und an M4 4,0 mm ±2,0 mm. Die Knochendicke ist an M1 0,9 mm ±0,4 mm, an M2 2,7 mm ±1,1 mm, an M3 2,3 mm ±1,0 mm und an M4 1,1 mm ±0,5 mm. Die Messungen an den Messebenen M1–M4 ergaben 36 Patienten (36 %) mit einer Deviation des Septums ≥3 mm. Bei 69 % dieser Patienten mit Deviation ≥3 mm korreliert die Gesamtdicke der unteren Nasenmuschel mit der Richtung der Deviation. Das bedeutet, bei einer Deviation zur ipsilateralen Seite ist die untere Nasenmuschel unterdurchschnittlich groß, bei einer Deviation zur kontralateralen Seite ist die untere Nasenmuschel überdurchschnittlich groß. Die knöcherne Septumlänge in sagittaler Richtung beträgt 50,4 mm ±4,4 mm. Die Höhe beträgt an Messebene S1 37,7 mm ±3,7 mm, an S2 45,5 mm ±4,2 mm, an S3 44,2 mm ±3,8 mm und an S4 35,8 mm ±10,5 mm. Des Weiteren ist das knöcherne Septum an S1 2,9 mm ±0,5 mm, an S2 2,2 mm ±1,0 mm, an S3 1,7 mm ±0,8 mm und an S4 1,1 mm ±0,6 mm dick. Insgesamt weisen 46 % der Patienten eine Septumdeviation ≥3 mm an den Messebenen S1–S4 auf. Die Höhe der Nasenhaupthöhle ist an Messpunkt S1 37,2 mm ±3,5 mm, an S2 46,5 mm ±4,1 mm, an S3 45,7 mm ±4,6 mm und an S4 38,6 mm ±8,2 mm. Die Weite beider Nasenhaupthöhlen beträgt auf Höhe des mittleren Nasengangs an S1 15,7 mm ±2,9 mm, an S2 23,4 mm ±5,0 mm, an S3 24,5 mm ±4,5 mm und an S4 28,2 mm ±3,1 mm. Sie ist an ihrer breitesten Stelle 18,4 mm ±2,5 mm an S1, 29,0 mm ±4,2 mm an S2, 31,3 mm ±3,3 mm an S3 und 29,6 mm ±3,3 mm an S4. Eine weibliche Patientin hat eine einseitig belüftete Nasenmuschel, ein männlicher Patient weist beidseitig eine belüftete Nasenmuschel auf. Bei einem weiteren Patienten ist das Septum perforiert. 48 % der Patienten haben einen Septumsporn. Die Ergebnisse zeigen, dass vor jedem operativen Eingriff der Nasenhöhle eine Bildgebung und Bewertung der individuellen Anatomie ratsam ist. Je detailgetreuer diese ausfällt, desto besser kann sich der Operateur auf die vorliegenden Verhältnisse im Voraus einstellen. Es ist heutzutage möglich, die Ursache einer Nasenmuschelhypertrophie einer Vergrößerung des Knochens, der Mukosa oder beidem zuzuschreiben. Dieses Wissen ermöglicht eine gezielte konservative oder operative Therapie. Als Schwäche der digitalen Volumentomografie ist die mangelnde Differenzierung von Weichteilgeweben zu nennen. Hier bietet die Magnetresonanztomografie große Vorteile. Die in der vorliegenden Arbeit ermittelten Werte stellen zwar keinen Querschnitt durch die ganze Bevölkerung dar, jedoch zeigen sie einen repräsentativen Eindruck der anatomischen Eckdaten auf. Sie können helfen, pathologische Veränderungen im Verhältnis zu erkennen, zu bewerten und einzuordnen. Auch können sie Grundlage für weitere multizentrische Studien sein.

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