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Titel:Untersuchung zum Sprachverständnis im Störgeräusch mit dem Oldenburger Satztest mit und ohne FM-Anlage
Autor:Wiehe, Sarah
Weitere Beteiligte: Berger, Roswitha (Prof. Dr.)
Veröffentlicht:2011
URI:https://archiv.ub.uni-marburg.de/diss/z2011/0014
URN: urn:nbn:de:hebis:04-z2011-00146
DOI: https://doi.org/10.17192/z2011.0014
DDC: Medizin
Titel (trans.):Speech perception in noise with and without FM technology
Publikationsdatum:2011-02-09
Lizenz:https://rightsstatements.org/vocab/InC-NC/1.0/

Dokument

Schlagwörter:
FM technology, Hearing in noise, Sprachverstehen, FM-Anlage, Störgeräusch, CAPD, Speech perception, AVWS, SVS, Oldenburger Satztest, Frequenzmodulationsempfänger, Sprachverständnis

Zusammenfassung:
Die auditive Verarbeitungs- und Wahrnehmungsstörung (AVWS) ist durch normale periphere Hörleistungen und Funktionsbeeinträchtigungen auf zentraler Ebene charakterisiert. Häufig ist die binaurale Hörverarbeitung beeinträchtigt, was sich durch vermindertes Sprachverständnis in nebengeräuschreichen Situationen äußert. Im Umfeld Schule finden sich häufig schlechte akustische Verhältnisse, die durch Störgeräusche, lange Nachhallzeiten und ungünstige Reflexionseigenschaften zustande kommen und in der Folge zu niedrige Signal-Rausch-Abständen (SRA, Verhältnis zwischen Nutzschall und Störschall) aufweisen. AVWS-erkrankte Kinder können solche Situationen besonders schlecht kompensieren, so dass sie in der Sprachentwicklung und in weiteren Lernprozessen benachteiligt sind, was sich negativ auf die Schulkarriere auswirken kann. Neben den üblichen kompensatorischen und übenden Verfahren kommt der FM-Anlage in der Therapie der AVWS eine zunehmend bedeutende Rolle zu. In dieser Studie sollte die Wirksamkeit einer FM-Anlage anhand einer Vergleichsmessung mittels des Oldenburger Satztests untersucht werden. Dabei wurde dieser zunächst ohne und, im direkten Anschluss, mit FM-Anlage durchgeführt und so die Verbesserung der Sprachverständlichkeitsschwelle L50 (SRA bei 50% Sprachverständnis) detektiert. 20 Kinder (mittleres Alter 9,13 ± 1,44 Jahre), die zur Erstdiagnostik in die Abteilung kamen, aber ein unauffälliges OLSA-Ergebnis aufwiesen, dienten als Kontrollgruppe (Gruppe 1). Weitere 34 Kinder derselben Altersspanne durchliefen den OLSA bereits im Vorjahr im Rahmen der Erstdiagnostik und erzielten ein auffälliges Testergebnis; der im Rahmen dieser Studie stattfindende Retest war bei der Hälfte dieser Gruppe unauffällig (Gruppe 2a, mittleres Alter 8,67 ± 1,33 Jahre) und bei der anderen Hälfte abermals auffällig (Gruppe 2b, mittleres Alter 8,95 ± 1,54 Jahre). Die Wertepaare OLSA ohne FM und OLSA mit FM unterschieden sich höchst-signifikant voneinander (p=0,001). Im Mittel verbesserte sich die Sprachverständlichkeitsschwelle L50 im Gesamtkollektiv (n=54) um 8,77 ± 2,68 dB S/N (Gruppe 1: 8,86 ± 2,18 dB S/N; Gruppe 2a: 7,89 ± 3,10 dB S/N; Gruppe 2b: 9,53 ± 2,66 dB S/N). Auf einem Signifikanzniveau von 0,05 ließen sich keine signifikanten Altersabhängigkeiten detektieren – weder für den OLSA ohne Hilfsmittel noch für das Ergebnis mit FM-Anlage noch für die Verbesserung durch FM. Die o. g. Unterschiede zwischen den Gruppen sind ebenfalls nicht signifikant, so dass man durch Nutzung einer FM-Anlage von einer Verbesserung der Sprachverständlichkeitsschwelle L50 von 8-9 dB ausgehen kann, die unabhängig vom erreichten Wert ohne Hilfsmittel ist. Erreicht wird diese Verbesserung durch die Überwindung der Distanz zum Sprecher und die Verstärkung seiner Stimme. Es resultiert ein verbessertes Sprachverständnis und eine Erleichterung der Kommunikation. Dies ist besonders für die Kinder der Gruppe 2b und darüber hinaus für sämtliche AVWS-erkrankte Kinder mit Selektionsschwäche klinisch relevant, so dass die Anschaffung einer FM-Anlage für sie zu erwägen ist. In Folge dieser Beobachtungen lässt sich ein positiver Einfluss der FM-Anlage auf das (Kommunikations-)Verhalten des betroffenen Kindes im Schulunterricht und auf seine schulischen Erfolge vermuten. Einige Studien scheinen diese Annahme zu belegen. Gleichwohl sind aber gerade Langzeitstudien notwendig, um die Veränderung von Verhalten und schulischen Leistungen durch FM-Nutzung zu untersuchen.

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