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Titel:Krankheit und ärztliche Tätigkeit im Dreißigjährigen Krieg. Landgraf Philipp III. von Hessen-Butzbach und sein Leibarzt und Reisebegleiter Dr. Georg Faber.
Autor:Laubinger, Olav
Weitere Beteiligte: Aumüller, G. (Prof. Dr.)
Veröffentlicht:2010
URI:https://archiv.ub.uni-marburg.de/diss/z2010/0718
DOI: https://doi.org/10.17192/z2010.0718
URN: urn:nbn:de:hebis:04-z2010-07180
DDC: Medizin
Titel (trans.):Disease and medical profession in early 17th century. Landgrave Philipp III. von Hessen-Butzbach and his physician Dr. Georg Faber.
Publikationsdatum:2010-12-29
Lizenz:https://rightsstatements.org/vocab/InC-NC/1.0/

Dokument

Schlagwörter:
Federzeichnung, Medizinisches Gutachten, 17. Jahrhundert, Balneotherapie, Badekur, Georg Faber, Johann Hayne, Laurent Catelan, Reisetagebuch, Medizingeschichte, Landgraf Philipp III., Rheinreise

Zusammenfassung:
Die Betrachtung der Kindheit Landgraf Philipps III. (1581-1643) leitet in der vorliegenden medizinhistorischen Dissertation die medizinische Biographie des Butzbacher Regenten ein. Ausgewählte Inhalte der Erziehung und Ausbildung des jungen Landgrafen sowie der späteren Lebensweise des Regenten werden unter den Aspekten der zeitgenössischen Lehre von der Diätetik dargestellt. Das herausragende Interesse des Landgrafen von Hessen-Butzbach für die Wissenschaften spiegelt sich in seinen langjährigen Kontakten zu bedeutenden Astronomen und Mathematikern wider. Anhand des außermedizinischen Engagements des umfassend gebildeten Leibarztes Daniel Mögling kann aufgezeigt werden, daß der Beschäftigungsbereich dieser Berufgruppe am Butzbacher Hof, wie auch an anderen hessischen Höfen, weit über die reine Krankenversorgung hinausging. Dieses Kapitel leitet über zur Person des vielseitig begabten Arztes Georg Faber (um 1575-nach 1632), dessen Tätigkeit als Übersetzer medizinischer Traktate, als Badearzt und Reisetagebuch-Verfasser für Landgraf Philipp ebenfalls breit gefächert war. Während seines beruflichen Werdegangs übersetzte Faber eine Sammlung medizinischer Traktate von Johann Hayne sowie einen Diskurs über das Einhorn von Laurent Catelan ins Deutsche. Beide Werke werden in ihrem medizin- und kulturhistorischen Kontext dargestellt. In den 1620er Jahren unterhielt Georg Faber freundschaftliche Beziehungen zu zwei herausragenden Ärzten seiner Zeit, dem Gießener Medizinprofessor Gregor Horst aus Torgau und dem weitberühmten Chirurgen Wilhelm Fabry aus Hilden, genannt Guilhelmus Fabricius Hildanus. Die erstmals auf medizinhistorische Inhalte hin untersuchte mehrjährige Korrespondenz zwischen Hildanus und Faber bietet eine Fülle aufschlußreicher Aspekte ärztlichen Krankheitsverständnisses, medizinischer Kommunikation und Professionalisierung sowie Einblicke in die chirurgische Tätigkeit in der ersten Hälfte der 17. Jahrhunderts. Ferner findet Fabers Stellungnahme in einem hochinteressanten Gutachten zu einer wunderlichen Erkrankung Landgraf Philipps Beachtung. Hierin entkräftet der Leibarzt nach Auswertung der Literatur den kursierenden magischen Deutungsansatz mt rationaler Vehemenz. Die Reisen Landgraf Philipps im Jahre 1632 bedeuteten für Georg Faber die Erweiterung des ärztlich-wissenschaftlichen Tätigkeitsspektrums um künstlerisch-journalistische Aufträge. Die Interpretation des Faberschen Reisetagebuchs zur landgräflichen Hochzeitsreise nach Ostfriesland umfaßt sowohl die Wahrnehmung und Wiedergabe von landschaftlichen Impressionen, der belebten Natur sowie des urbanen Raums und seiner Bauwerke als auch die äußeren Umstände und Bedingungen für ein Unterwegssein im 17. Jahrhundert sowie den Einfluß des 30-jährigen Krieges auf das landgräfliche Reiseverhalten. Ferner wird der formale Aufzeichnungsmodus dieses Dokuments mit den Schreibkalendern und Kavaliersreise-Itineraren der Darmstädter Landgrafenfamilie, der Relation eines Darmstädter Gesandten sowie mit zeitgenössischen Hochzeitsberichten aus Hessen verglichen. Die dem Reisetagebuch zugehörigen 48 Federzeichungen Fabers machen das vorliegende Dokument schließlich zu einer Rarität im Kontext innerdeutscher Adelsreise-Beschreibungen der frühen Neuzeit. Die Zeichnungen werden unter dem Aspekt ihrer sozial- und alltagsgeschichtlichen Bedeutungsebenen hin untersucht und in Beziehung zu den Illustrationen des sich zur selben Zeit am Butzbacher Hof aufhaltenden Malergesellens Valentin Wagner gesetzt. Das zweite von Georg Faber erhaltene Reisedokument ist ein Tagebuch über eine Badefahrt Landgraf Philipps nach dem hessischen Badehaus in Ems. Diesem Bericht kann ein bislang wenig beachtetes und hiermit erstmals vollständig transkribiertes Reisetagebuch zu einer zweiten Kur des Regenten ins hessische Bad 1637 gegenübergestellt werden. Durch eine ähnlich strukturierte Auswertung der beiden zeitlich kurz aufeinander folgenden Kurreisen sowie unter Einbeziehung frühneuzeitlicher Bäderschriften lassen sich direkte Vergleiche zu balneologischen Themen wie der Indikation für den Badgebrauch und der Praxis der Kuranwendung ziehen. Im letzten Kapitel wird die medizinische Biographie des Butzbacher Landgrafen fortgeführt. Eine bisher nicht bearbeitete Sammlung handschriftlicher Consilia medica (1642) umfaßt verschiedene ärztliche Gutachten und Verordnungen anläßlich der fortschreitenden Schlaganfall-Symptomatik des 61-jährigen Regenten, welche mithilfe zeitgenössischer Arzneibücher auf ihre pharmazeutischen, diätetischen und balneotherapeutischen Inhalte hin untersucht werden. Zuletzt kann gezeigt werden, daß der Arzt, welcher nach dem tödlichen Unfall Landgraf Philipps bei der von ihm verordneten Branntwein-Schweißkur von einer Untersuchungskommission brüskiert wurde, als kaiserlicher Historiograph die Geschichtsschreibung mißbrauchte, um seinen geschädigten Ruf als Mediziner wieder herzustellen.

Bibliographie / References

  1. Abb. 10: Festlicher Einzug der Hochzeitsgesellschaft in Aurich, 2. Juni.
  2. Abb. 13: Festung Leerort mit Landgraf Philipp und Page, undatiert.
  3. Abb. 13: Hessisches Staatsarchiv Darmstadt, Abt. D4, 56/1c, Titelblatt.
  4. Abb. 14: Die Reisegesellschaft in Barßel, undatiert.
  5. Abb. 14: Hessisches Staatsarchiv Darmstadt, Abt. D4, 56/1c, Pag. 111.
  6. Abb. 15: Hessisches Staatsarchiv Darmstadt, Abt. D4, 94/2, Fol. 2r.
  7. Abb. 16: Hessisches Staatsarchiv Darmstadt, Abt. D4, 56/1c, Pag. 121.
  8. Abb. 18: Flußüberquerung vor Marienhof mit Herzog von Mecklenburg, Maler und Barbier, 9. Juni.
  9. Abb. 18: Hessisches Staatsarchiv Darmstadt, Abt. D4, 56/8, Fol. 6r
  10. Abb. 19: Reitunfall vor Friesoyte, 31. Mai.
  11. Bd. 1: bis 1620. Quellen und Untersuchungen zur allgemeinen Geschichte Niedersachsens in der Neuzeit, XXXV.
  12. Abb. 1: Marburger Schloß, 21. Mai.
  13. Abb. 23: Sturz des Bereiters " gesehen zu Giessen " , 21. Mai.
  14. Abb. 25: Hessisches Staatsarchiv Darmstadt, Abt. D4, 56/11, Fol. 2r
  15. Abb. 2: Wolkersdorf " von vorn her " , 23. Mai.
  16. Abb. 3: Wolkersdorf " von hinden her " , undatiert.
  17. Abb. 4: Hessisches Staatsarchiv Darmstadt, Abt. D4, 76/3, Fol. 3r.
  18. Abb. 4: Oesterholz mit " Trompeter, Mahler, Koch, Jung " , 25. Mai.
  19. Abb. 6: Herford: " wie sie melcken gehn " , 29. Mai.
  20. Abb. 26: Bereiter mit zwei Damen zu *Lier+Ort: " Wohl bekomme es dem Herrn " , undatiert.
  21. Innere Medizin bei MD Dr. Oosthuizen, Central State Hospital Windhoek, Namibia 1999 Chirurgie bei Herrn Prof. Safi, Sophien-und Hufeland-Klinikum Weimar Studienbegleitende Tätigkeiten 2001 Forschungssemester zum Thema " Induktion von Apoptose in Met5A- Zellen durch konventionelle Peritonealdialyse-Flüssigkeiten " . Betreuer: Herr Prof. Aufricht, Klinik für Pädiatrische Nephrologie, Universität Wien 2000-2001 Studentische Hilfskraft in der Doktorandenberatung, Institut für Medizinische Statistik, Universität Marburg 1999 Dozententätigkeit bei Medi-Learn für Anatomie und Physiologie 1998-1999 Studentische Tagdienste auf der Neurochirurgischen Intensivstation, Universität Marburg.
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  23. Convolut Herrn Lotichius vorhabende Beschreibung Ihrer F. Gnds., Herrn Landgraf Philippsens zu Hessen hochseeligen Andenckens, tödlichen Hintritt und sich darbey zugetragenen hochbedauwerlichen Casus betr. 1647.
  24. Meine akademischen Lehrer in Weimar waren die Herren: Fünfstück, Gottschalk, Langenscheidt, Rusche und Safi. CURRICULUM VITAE Olav Laubinger geboren am 04.08.1974 in Salzgitter/ Niedersachsen Beruflicher Werdegang seit Jan. 2008
  25. Daruff sich vom Haupt biß uff die Füsse mitt warmen Tüchern trucken und fein sanfftiglichen reiben und wo von Nöthen, die Wochen über zweymahl mitt ein wenig Oley Castorey undt Costini, mitt soviel Aqua Anhaltina vermischt, geringlich in der Wärmbden in Sonderheitt den Hauptwirbel, das Genick, die gleichn der Arm und die Schenckel so salben lassen.
  26. Bericht/ von jetzo grassierendem Epidemischen Fieber. Dem gemeinen Mann dieser löblichen Frankfurtischen Republiq:.
  27. Abb. 7: Diepholzer Schloß: " wie sie waschen " , 30. Mai.
  28. Erwerb der Hochschulreife am Ratsgymnasium Goslar 1985-1989
  29. Innere Medizin bei Herrn Prof. Fünfstück, Sophien-und Hufeland-Klinikum Weimar Viszeralchirurgie bei Herrn Dr. Langenscheidt, Kinderchirurgie bei Herrn Prof. Gottschalk, Sophien und Hufeland-Klinikum Weimar Famulaturen 2002 Neurochirurgie bei Herrn Prof. Perrin, Hôpital Neurologique Lyon 2001
  30. Gutachten des Dr. Georg Faber in Butzbach " wegen der Spitzmaus " , 1631.
  31. Georg Fabers Beschreibung der Embser Badtfarth, de ao. 1632.
  32. Grundschule an der Deutschen Schule Budel, Niederlande Weiterbildung Okt. 2009 Hospitation bei Herrn Dr. Aschoff, Klinik für Plastische und Hand- Chirurgie, Sana-Klinikum Lübeck Sept. 2009 AO Trauma-Kurs I, Universität Halle Mai 2009 AO Trauma Hand Kurs I, Universität München Nov. 2008 Fachkundenachweis Rettungsdienst, Bad Saarow Juni 2006 8. Praktischer Kurs für Viszeralchirurgie, Warnemünde Juni 2006 Endoskopie-Grundkurs, Klinikum Südstadt, Rostock März 2006 Trainingskurs Laparoskopische Hernienchirurgie, Aesculap Akademie Tuttlingen Sept. 2005 Basis-und Fortgeschrittenenkurs für laparoskopische Chirurgie, Universitätsklinikum Tübingen März 2004 Neugeborenen-Notarzt-Seminar, Charité-Universitätsmedizin Feb. 2004 Sonographie-Intensivkurs Abdomen, Universität Düsseldorf Auslandsaufenthalte/ -einsätze
  33. Abb. 25: Kutschersturz: " ii, wat sal dat sijn? " , 30. Juni.
  34. Krankheit und ärztliche Tätigkeit im Dreißigjährigen Krieg. Landgraf Philipp III. von Hessen-Butzbach und sein Leibarzt und Reisebegleiter Dr. Georg Faber. Betreuer: Herr Prof. Aumüller, Universität Marburg Studium der Humanmedizin Nov. 2004
  35. Abb. 24: Lösch von Müllenheim: " Halt, halt, das dich botz Tausend S.M. schende " .
  36. Meines gnedigen Fürsten und Herrn Landgraue Philipsen zue Hessen Reisbuch, 1600-1602.
  37. Nachgehens eine Stunde nach obbesagten ingenohmenen Morsellen oder Träse- ney, auffs wenigste ein Butter-Ambg. etc. undt einhalbs Gläßlein Wein sich handrei- chen lassen.
  38. Landgraff Ludwigs des Jüngern f. Gn. Reise zu Italiam betreffend, 1595. 13. BILDNACHWEIS Abb. 1: Hessisches Staatsarchiv Darmstadt, Abt. D4, 52/5a, Fol. 6r.
  39. Alßdann so möglich, wollen F. Gn. sich entweder mitt Gehen oder anderer Kurtzwei- len üben; aber doch jeder Zeitt jemandt bey sich haben, so mitt gutem Gespräch Ihro F.Gn. die Zeitt vertreiben und erlustigen mögen.
  40. uff gnädiges Begehren meine fernere Instruction in Underthänigkeitt mitt wenigem zu entdecken wird, beneben allezeitt guter Diaeta, hochnötig erachtett: 1.
  41. Von der traditionellen Arzneiform Pflaster zum Heilpflaster.
  42. Abb. 20: " wie sie Disteln roppen " , undatiert.
  43. In: Der Frieden: Rekonstruktion einer europäischen Vision. Vol. 1.


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