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Titel:Erhebung zur Entwicklung und aktuellen Situation allogener Knochenbanken in Deutschland
Autor:Kutschera, Alexander
Weitere Beteiligte: Gotzen, Leo (Prof. Dr.)
Veröffentlicht:2008
URI:https://archiv.ub.uni-marburg.de/diss/z2009/0561
URN: urn:nbn:de:hebis:04-z2009-05617
DOI: https://doi.org/10.17192/z2009.0561
DDC:610 Medizin
Titel (trans.):Survey about development and latest situation of allogenic bone banks in Germany
Publikationsdatum:2009-10-09
Lizenz:https://rightsstatements.org/vocab/InC-NC/1.0/

Dokument

Schlagwörter:
Knochenbank, Bone bank

Zusammenfassung:
Einleitung; Die Verwendung allogener Femurkopftransplantate stellt seit längerer Zeit ein etabliertes Verfahren zur operativen Therapie bei der Versorgung von Defekten am Skelettsystem dar. Als Alternative zum autologen Knochenersatz bietet der allogene Knochen den Vorteil, nahezu in beliebiger Menge verfügbar zu sein. Dabei besitzt er ein ähnliches biologisches Verhalten wie das körpereigene Knochentransplantat. Nachteilig ist jedoch die Gefahr der Übertragung diverser Krankheitserreger. Um allogene Knochentransplantate biologisch hochwertig und infektiologisch unbedenklich zur Verfügung zu stellen, existieren an zahlreichen klinischen Einrichtungen eigene Knochen- bzw. Gewebebanken. Die Arbeitsabläufe innerhalb dieser Gewebebanken werden derzeit durch die Richtlinien zum Führen einer Knochenbank (BÄK) geregelt. Ziel der hier vorgestellten Umfrage war die Erfassung der Anzahl solcher Einrichtungen an deutschen chirurgischen Kliniken sowie die präzise Ermittlung der unterschiedlichen Arbeitsabläufe bei der Gewinnung, Verarbeitung, Lagerung und Verwendung allogener Knochentransplantate. Material und Methode: Die postalische Erhebung mittels eines mehrseitigen Fragebogens wurde auf Aufforderung des Arbeitskreises Knochentransplantation der DGOC im Jahre 2000 bundesweit durchgeführt. Die gewonnenen Daten wurden elektronisch ausgewertet und mit Umfrageergebnissen aus gleichartigen, früheren Erhebungen verglichen. Hierdurch kann eine Entwicklungstendenz deutscher chirurgischer Knochenbanken in den letzten 15 Jahren wiedergegeben werden sowie der Einfluss der Richtlinien zum Führen einer Knochenbank der Bundesärztekammer auf die Arbeitstätigkeit im klinischen Alltag ermittelt werden. Ergebnisse: Spenderauswahl - Durch ausführliche Anamnese, sorgfältige klinische Untersuchung und laborchemische Testung erfolgt der erste Schritt zur Risikoreduzierung. Der Vergleich der Studien im Hinblick auf die HIV- und Hepatitis-Diagnostik ergab eine eindeutig positive Entwicklung bei der Spenderauswahl. Die HIV und Hepatitisserologie wurde 1999 nahezu von allen Knochenbanken routinemäßig durchgeführt während 1987 noch zahlreiche Institutionen auf diese Testung verzichteten. Eine Vergleichsübersicht erlaubt somit den Schluss, dass die Veröffentlichung der Richtlinien zum Führen allogener Knochenbanken sowie deren Novellierung zu einer Verbesserung der Spenderauswahl führte. 121 Transplantatuntersuchung - Bei Entnahme werden bakteriologische Abstriche als weiterer Schritt im Knochenbanking durchgeführt. Während 1987 nur ca. 79% eine derartige Untersuchung vornahmen, stieg der Prozentsatz 1999 auf ca. 91 %. Auch hier kann eine deutliche Verbesserung hinsichtlich der Einhaltung geltender Vorschriften verzeichnet werde. Transplantatbehandlung: Die sekundäre Sterilisation/Desinfektion spielt eine wichtige Rolle im Sicherheitskonzept der Knochenbanken. Das derzeit am häufigsten verwendete Verfahren zur Keimabreicherung ist die Thermodesinfektion bei 80°C. Dieses temperaturabhängige, validierte Desinfektionsverfahren führt zur Inaktivierung viraler und bakterieller Erreger bei Erhaltung der biologischen Potenz der Transplantate. Auch diese Entwicklung kann somit als Folge der Richtlinien zum Führen allogener Knochenbanken sowie der Infektionsproblematik interpretiert werden, welche eine Zunahme des Einsatzes von Sterilisationsverfahren nach sich zogen. Konservierung und Lagerung der Transplantate: - Nach dem heutigen Stand der Wissenschaft können Transplantate bei einer Lagerungstemperatur von -80°C bis zu 5 Jahren aufbewahrt werden, ohne an ihrer biologischen Wertigkeit zu verlieren. Auch hier konnte eine deutliche positive Tendenz bei der Anwendung korrekter Lagerungstemperaturen beobachtet werden. Diskussion: Die Ergebnisse der Umfrage und deren Vergleich mit Resultaten vorangegangener Erhebungen zeigen eine stetige Verbesserung der Arbeitsabläufe innerhalb der deutschen Knochenbanken. Dennoch werden sicherheitsrelevante Auflagen bislang teilweise nur unzureichend erfüllt. Durch den teilweise noch sorglosen Umgang mit Fremdtransplantaten ergibt sich ein ernstzunehmendes Risiko für die transplantatempfangenden Patienten. Hieraus leiten sich direkte Forderungen für das zukünftige Betreiben allogener Knochenbanken ab: - Durch erhöhte Fort- und Weiterbildungsanstrengungen der orthopädisch/chirurgischen Fachgesellschaften in Form von Schulungen, Seminaren und Kongressen sollten die Betreiber von Gewebebanken stärker für die Risiken des Knochenbanking sensibilisiert werden. - Durch die Einrichtung von Kontrollen durch übergeordnete Instanzen sollte die Einhaltung der Richtlinien der Bundesärztekammer sowie des neuen Gewebegetzes regelmäßig überprüft werden. - Bei dem steigenden Bedarf an allogenen Knochentransplantaten sollten größere "Regionale Knochenbanken" aufgebaut werden, um kleinere, nicht knochenbankführende Einrichtungen zu versorgen.


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