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Titel:Botulinumtoxin-Injektion als Rezidiv-Prävention nach Unterkiefer-Vorverlagerung
Autor:Haussen, Falk-Friedrich von
Weitere Beteiligte: Umstadt, Horst E. (Dr. Dr.)
Veröffentlicht:2009
URI:https://archiv.ub.uni-marburg.de/diss/z2009/0510
DOI: https://doi.org/10.17192/z2009.0510
URN: urn:nbn:de:hebis:04-z2009-05103
DDC:610 Medizin
Titel (trans.):Botulinumtoxin-injection for prevention of relapse after mandibular advancement
Publikationsdatum:2009-08-06
Lizenz:https://rightsstatements.org/vocab/InC-NC/1.0/

Dokument

Schlagwörter:
Mandibular advancement, Botulinum toxin, Botulinumtoxin, Relapse, Dysgnathie, Rezidiv

Zusammenfassung:
Die Fragestellung, die es in der vorliegenden Studie zu klären galt, war die Beobachtung des Rezidivs nach langstreckigen Unterkiefervorverlagerungen unter temporärer Ruhigstellung der suprahyoidalen Muskulatur mit Botulinumtoxin nach der von Umstadt 1996 entwickelten Methode. Als Alternative zur Myotomie, die neben den Nebenwirkungen einer normalen Unterkiefervorverlagerung das Risiko ausgeprägter Hämatome im Mundboden und Narbenkontrakturen bietet, erfolgte bei 23 Patienten die temporäre Ruhigstellung der suprahyoidalen Muskulatur mit Botulinumtoxin. Die kombinierte kieferchirurgische, kieferorthopädische Therapie der mandibulären Retrognathie hat sich in den letzten Jahrzehnten zu einer anerkannten und etablierten Therapiemethode entwickelt. Hierbei hat sich die beidseitige, retromolare, sagittale Spaltung des Unterkiefers mit anschließender Vorverlagerung des zahntragenden Segmentes als Methode der Wahl erwiesen. Als Ostesynthesemethode stellte sich in vielen Studien die Schraubenosteosynthese oder die Kombination aus Platten mit Schrauben als das Verfahren mit den stabilsten Ergebnissen heraus. Die Schraubenosteosynthese, die in dem untersuchten Patientenklientel als semirigide Stellschraubenosteosynthese durchgeführt wurde, stellt hier den besten Kompromiss zwischen Stabilität und funktioneller Kiefergelenkseinstellung dar. Das Hartgewebsmanagement ist damit relativ weit entwickelt. Trotz dieser innovativen Weiterentwicklungen in den letzten Jahren kommt es speziell bei weitstreckigen Vorverlagerungen des Unterkiefers im postoperativen Verlauf zu ausgeprägten Rezidiven, die in der Literatur mit Werten zwischen 10 % und 50 % angegeben werden, abhängig von Operationsmethode und Vorverlagerungsstrecke. Probleme bereitet immer noch das Weichteilmanagement. Als größter, das Rezidiv begünstigender Faktor wird hier der retral gerichtete Muskelzug der suprahyoidalen Muskulatur mit dem Muskulus geniohyoideus und den vorderen Bäuchen der Muskuli digastrici gesehen. Es wurde eine Auswertung von prä- und postoperativ erstellten, seitlichen Fernröntgenbildern des Schädels vorgenommen. Die Bilder wurden vor Operation, nach Operation und im Verlauf nach sechs Wochen, einem halben Jahr, einem und zwei Jahren aufgenommen. Anhand der Bilder wurden zwei Strecken im Bereich des Unterkieferknochens, der SNB-Winkel, der das Verhältnis des Unterkiefers zur Schädelbasis beschreibt, sowie der posterior airway space vermessen. Als Ergebnis der Studie bleibt festzuhalten: 1. Das Rezidiv im Bereich der Messstrecken der Mandibula liegt mit etwa 5 % deutlich unter den in der Literatur beschriebenen Rezidivquoten. 2. Der t-Test zeigt postoperativ keine Veränderung in der erzielten Vorverlagerungsstrecke, sowohl ein als auch zwei Jahre postoperativ verglichen mit dem unmittelbar postoperativ erzielten Wert. 3. Auch im Verhältnis des Unterkiefers zur Schädelbasis zeigt sich ein Rezidiv von nur 3 % nach einem Jahr und 5 % bereinigt nach zwei Jahren. 4. Ein großer SNB-Winkel korreliert mit einem weiten posterior airway space. Dies zeigt, dass die Lage des Unterkiefers zur Schädelbasis eine entscheidende Auswirkung auf die Architektur der oberen Atemwege hat. 5. Trotz teilweiser Ruhigstellung der suprahyoidalen Muskulatur mit Botulinumtoxin kommt es bei gleichzeitiger Vorverlagerung des Unterkiefers postoperativ nicht zu einer Einengung des posterior airway space und damit verbunden zu einer Einengung der oberen Atemwege. 6. Keiner der Patienten berichtete postoperativ über unangenehme Nebenwirkungen, die auch nicht bei einer konventionellen Unterkiefervorverlagerung zu beobachten sind. Die Ergebnisse zeigen einen erheblichen Fortschritt im Bereich des Weichteilmanagements mit sowohl reduziertem perioperativem Risiko als auch reduziertem Ausmaß des Rezidivs.


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