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Titel:Un teatro pien di meraviglie. Gian Lorenzo Bernini vor dem Hintergrund konzeptistischer Poetik
Autor:Lehmann, Claudia
Weitere Beteiligte: Krause, Katharina (Prof. Dr.)
Veröffentlicht:2005
URI:https://archiv.ub.uni-marburg.de/diss/z2009/0106
URN: urn:nbn:de:hebis:04-z2009-01061
DOI: https://doi.org/10.17192/z2009.0106
DDC: Künste, Bildende Kunst allgemein
Titel (trans.):Un teatro pien di meraviglie. Gianlorenzo Bernini in the context of conceptual poetics
Publikationsdatum:2009-05-06
Lizenz:https://rightsstatements.org/vocab/InC-NC/1.0/

Dokument

Schlagwörter:
Bernini, Gian Lorenzo, Teresa von Avila, Mathilde <Tuszien, Markgr�fin>, Conceptismo, Concettismo, Emblematik, Gianlorenzo Bernini, Emblem theory, Concettismo, Teresa <de Jesus>, Emblem, Teresa von Avila, Emanuele Tesauro, Emanuele Tesauro, Gian Lorenzo Bernini

Zusammenfassung:
Die Dissertation beinhaltet die Interpretation von drei Werken des römischen Künstlers Gian Lorenzo Bernini, die sich durch eine Verbindung von Wort und Bild auszeichnen. Das betrifft zwei Monumente in St. Peter in Rom: das Denkmal für Mathilde von Tuszien und die Vierungspfeiler. Beim dritten Monument handelt es sich um die Kapelle Cornaro in der römischen Kirche Santa Maria della Vittoria, in welcher die Skulptur der heiligen Teresa von Avila in der Szene der Herzdurchbohrung (Transverberation) gezeigt ist. Die Art und Weise, wie die Texteinheiten mit den skulpturalen Monumenten verbunden sind, weist auf eine strukturelle Ähnlichkeit mit der Emblematik hin. Impresen und Embleme werden seit dem Cinquecento in Traktaten anhand von Beispielsfällen vorgestellt und bezüglich ihres Aufbaus und ihrer Voraussetzungen diskutiert. Im Cinquecento war die Emblematik insbesondere durch die höfische und die akademische Imprese dominiert. Das Emblem kam erst im Laufe des Seicento zu umfassender Geltung. Im 17. Jahrhundert erfuhr die Emblematik ihre theoretische Verortung insbesondere in Rhetoriken und Poetiktraktaten, die im Zuge der dichterischen Sprache Giambattista Marinos eine neuartige Ausrichtung erfuhren. In Italien sind es vor allem die Autoren Emanuele Tesauro, Matteo Peregrini und Sforza Pallavicino, die eine solche Rhetorik definieren. Ein grosser Teil der Schriften Matteo Peregrinis und Emanuele Tesauros ist der Emblematik gewidmet. Letzterer entwickelt auf der Basis konzeptistischer Rhetorik eine ausgefeilte Systematik der Emblematik, die er nicht allein auf die Wortkünste angewandt wissen möchte, sondern als universal geltend für alle Künste begreift. Begriffe wie concetto, metafora (Metapher), argutia (Scharfsinn), ingegno, decezione und inganno (Täuschung) bilden hierbei die zentralen Bestandteile einer auf den ingeniös geistreichen Ausdruck hin angelegten Rhetorik. Zudem wird das Rezipieren und Produzieren von Impresen und Emblemen vor dem Hintergrund logischer Argumentationsstrukturen, zumal des Enthymems, ausführlich abgehandelt. Der vorliegenden Arbeit liegt die Annahme zugrunde, dass sich die Werke Berninis im Sinne der zeitgenössischen Emblematik als konzeptistisch ausgerichtete Werke interpretieren lassen. Bei den Interpretationen wird erstmals die Entwicklungsgeschichte der Emblematik adäquat mitberücksichtigt. Durch den Konnex der Werkinterpretationen mit einer an konzeptistischer Poetik ausgerichteter Emblematik gelingt eine differenzierte Auslegung der Bild-Text-Einheiten, die die Werke bestimmen. Sie erweisen sich je nach Standort, Auftragssituation und Funktion anders akzentuiert. Die drei analysierten Werke haben damit einen je spezifisch ausgerichteten Bezug zur Emblematik und visualisieren verschiedene Modi der Emblematik. In den ersten beiden Kapiteln der Arbeit geht es in erster Linie darum, in die Thematik einzuführen. Dabei sollen zentrale Begrifflichkeiten, die im Kontext konzeptistischer Emblematik signifikant sind, in ihrer möglichen Visualisierung im Werk Berninis veranschaulicht werden. Mit diesem Vorgehen wird vermieden, den Werkanalysen ein abstraktes Theoriekapitel voranzustellen. Zentrale Termini werden vielmehr punktuell an jenen Stellen angeführt, wo ein bildkünstlerisches Phänomen die Verwendung eines entsprechenden Begriffs aus der Terminologie der concettisti auch sinnvoll erscheinen lässt. Im Zusammenhang mit der Interpretation des Monuments für Mathilde von Tuszien wird in erster Linie die emblematische Makrostruktur thematisiert. Anhand des strukturellen Aufbaus des Monuments werden die Komponenten inscriptio, pictura und subscriptio, die die emblematischen Gattungen bestimmen, eingehend erörtert. Im Kontext der Vierungspfeiler rücken vor allem die zentralen Begriffe concetto und metafora in das Zentrum der Interpretation. Der Schwerpunkt der vorliegenden Arbeit beruht auf der Interpretation der Kapelle Cornaro in Santa Maria della Vittoria. Die Themen, die in den ersten beiden Kapiteln angelegt sind, werden hier als Basis einer umfassenden Interpretation genutzt, in der die eingeführten Begriffe und Themenkomplexe zusammengeführt werden und eine weiterführende Diskussion erfahren. Die Interpretation der Konzeption der Kapelle Cornaro fällt dabei komplexer aus. Im Zusammenhang mit dieser erfolgt erstmals eine Auswertung der Schriften der heiligen Teresa von Avila in Bezug auf Berninis Werk. Zudem wird die Ikonographie für die rhetorische Analyse der Kapelle fruchtbar gemacht. Dabei wird die Ikonographie im Kontext intertextueller Konzeptionen begriffen. Durch den Zusammenschluss mit der Rhetorik gelingt es, die Ikonographie als Modell der Interpretation neuartig auszurichten. Bildkünstlerische Phänomene können damit sowohl hinsichtlich ihrer Syntax als auch ihrer Semantik mit einer adäquaten rhetorisch definierten Begrifflichkeit erfasst und definiert werden.


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