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Titel:Wahrnehmung von Handhygienemaßnahmen durch Pflegepersonal: alkoholische Händedesinfektion versus hygienische Händewaschung - eine Multicenterfragebogenstudie mit anschließender Epikutantestung
Autor:Stutz, Nathalie
Weitere Beteiligte: Löffler, Harald (Prof. Dr.)
Veröffentlicht:2008
URI:https://archiv.ub.uni-marburg.de/diss/z2008/0724
DOI: https://doi.org/10.17192/z2008.0724
URN: urn:nbn:de:hebis:04-z2008-07246
DDC: Medizin
Titel (trans.):Nurses perception of hand disinfection: alcohol-based rubs versus hygienic handwashing - a multicentre questionnaire study with additional patch testing
Publikationsdatum:2008-11-25
Lizenz:https://rightsstatements.org/vocab/InC-NC/1.0/

Dokument

Schlagwörter:
Irritant contact dermatitis, Health care personnel, Alcohol-based hand rubs, Alkoholische Händedesinfektionsmittel, Pflegepersonal, Haendedesinfektion, Irritative Kontaktdermatitis, Hand hygiene

Zusammenfassung:
Pflegekräfte gehören zu einer der Hochrisikogruppen für beruflich bedingte irritative Handekzeme. Als Ursache wird hierbei u.a. die häufige Durchführung von Handhygienemaßnahmen angesehen. Diese sind jedoch unverzichtbar für die Vermeidung und Reduktion nosokomialer Infektionen. Eine hohe Compliance beim Pflegepersonal ist daher unverzichtbar. Die Compliance für Handhygienemaßnahmen hängt abgesehen von Faktoren wie Wirksamkeit und Verfügbarkeit maßgeblich davon ab, wie die Pflegekräfte notwendige Handhygieneprozeduren hinsichtlich ihrer Hautverträglichkeit wahrnehmen, da nur bei einer positiven Einschätzung die empfohlenen Maßnahmen auch umgesetzt werden. Ziel unserer Studie war es, die Einschätzung der Pflegekräfte bezüglich der Verträglichkeit der zwei Standardhandhygienemaßnahmen, die alkoholische Händedesinfektion und die Händewaschung mit desinfizierenden Detergentien, zu untersuchen. Des weiteren sollten Daten zur Prävalenz von beruflich bedingten, irritativen Handekzemen beim Pflegepersonal sowie zur Sensibilisierungsrate auf Alkohole und alkoholische Händedesinfektionsmittel gewonnen werden. Hierzu erfolgte zunächst in Marburg im Rahmen einer Pilotstudie eine erste Fragebogenaktion mit einem selbst entworfenen Fragebogen. Anschließend konnten sich Pflegekräfte mit Hautveränderungen der Hände mittels einem Epikutantest untersuchen lassen, um mögliche Sensibilisierungen aufzudecken. Im Anschluss wurde die Untersuchung auf 5 weitere Zentren der Deutschen Kontaktallergiegruppe (DKG) ausgedehnt. Der Fragebogen wurde hierfür modifiziert und auf eine Seite gekürzt. Eine anschließende Epikutantestung wurde für Alkohole und alkoholische Desinfektionsmittel angeboten. Insgesamt 50 Probanden wurden in Marburg und den weiteren Testzentren mittels Epikutantest untersucht. 95 Die Ergebnisse des Fragebogens der Pilot- und der Multicenterstudie zeigten, dass die Mehrzahl der Pflegekräfte (Pilotstudie: 60,1%/ Multicenterstudie: 69,5%) die alkoholische Händedesinfektion trotz nachgewiesener besserer Verträglichkeit für die schädlichere der beiden Handhygieneprozeduren hält. Als Schädigungsursache wurde überwiegend ein direkt irritativer Mechanismus (79,2%/ 52,1% hinsichtlich der alkoholische Händedesinfektion, 65,5%/ 36,2% hinsichtlich der hygienischen Händewaschung) und nur selten eine echte allergische Reaktion vermutet (alkoholische Händedesinfektion: 10.4%/5,8%, hygienische Händewaschung: 7,77%/ 3,9%). Die Prävalenz von irritativen Handekzemen der Multicenterstudie lag zwischen 13.4% (Selbstdiagnose) und 22.4% (symptom-basiert). 43,2% litten innerhalb des letzten Jahres an milderen Hautveränderungen. Es konnten keine Sensibilisierungen auf Alkohole in den 50 Testpersonen und nur 2 positive, und hiervon nur eine bestätigte Testreaktionen auf alkoholische Händedesinfektionsmittel (einmal auf Desmanol, einmal auf Sterillium) festgestellt werden. Keine dieser Sensibilisierungen stand im Zusammenhang mit den in den alkoholischen Händedesinfektionsmitteln enthaltenen Alkoholen. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass obwohl die alkoholische Händedesinfektion die hautverträglichere Handhygieneprozedur darstellt, die Mehrzahl der Pflegekräfte diese für schädlicher als die Waschung hält. Es ist daher zu empfehlen nicht nur zu Beginn der Ausbildung, sondern auch in regelmäßigen Abständen diesbezüglich Schulungsprogramme bei Pflegekräften durchzuführen. Diese sollten in einem multimodalen Ansatz die Wichtigkeit der Händedesinfektion zur Reduktion nosokomialer Infektionen sowie die gute Wirksamkeit und insbesondere im Vergleich zur hygienischen Händewaschung bessere Hautverträglichkeit alkoholischer Händedesinfektionsmittel betonen. Ziel ist es, durch die Anwendung von besser verträglichen Handhygienemaßnahmen die Compliance zur Handhygiene zu steigern, nosokomiale Infektionen zu minimieren und gleichzeitig Handekzemen bei Pflegekräften vorzubeugen.


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