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Titel:Pathogenese und Therapie der Epistaxis – Eine prospektive Analyse von 108 konsekutiven Fällen an der HNO-Klinik der Philipps-Universität Marburg
Autor:Kanne, Martin Christopher
Weitere Beteiligte: Folz, B. J. (Dr.)
Veröffentlicht:2007
URI:https://archiv.ub.uni-marburg.de/diss/z2007/0383
DOI: https://doi.org/10.17192/z2007.0383
URN: urn:nbn:de:hebis:04-z2007-03834
DDC: Medizin
Titel (trans.):Pathogenesis and therapy of the Epistaxis - a prospektive analysis of 108 consecutive cases in the HNO clinic of the Philipps university of Marburg
Publikationsdatum:2007-07-12
Lizenz:https://rightsstatements.org/vocab/InC-NC/1.0/

Dokument

Schlagwörter:
Nd:YAG-Laser, Hypertonie, Schädel-Hirn-Trauma, Morbus Osler, Management der Epistaxis, Osler-Weber-Rendu syndrome, Acetylsalicylsäure, Cauterization, Meteorologische Einflüsse, Nasal packing, Koagulation, Nasenbluten, Phenprocoumon, Management of epistaxis, Elevated blood pressure, Nasentamponade

Zusammenfassung:
Die vorliegende Arbeit untersucht konsekutiv alle 108 im Zeitraum von Januar bis Ende Mai 2003 in der HNO-Klinik des Marburger Universitätsklinikums behandelten Epistaxispatienten auf Lokalisation der Blutungsquellen, die angewandten Behandlungsmethoden, die vorliegenden Begleiterkrankungen und die lokalen Befunde der nasalen Schleimhaut. Das allgemeine Durchschnittsalter der Patienten lag bei 61,6 Jahren. Die durchschnittliche stationäre Verweildauer betrug 4,4 Tage. Das Geschlechterverhältnis war mit 51,9% Männern zu 48,9% Frauen ausgeglichen. Als meteorologische Einflüsse für das vermehrte Aufkommen von Patienten mit Epistaxis konnten niedrige Temperaturen, hohe Luftdruckwerte und geringe Niederschläge identifiziert werden. Insgesamt zeigte sich bei 48 der 108 untersuchten Patienten eine anteriore Epistaxis, die ihren Ursprung meist von Gefäßen des Locus Kiesselbachii nahm. Bei 24 Patienten wurde eine posteriore, diffuse Epistaxis festgestellt. Die restlichen Blutungen waren auf besondere Faktoren wie Traumata, Tumore oder Gefäßmalformationen zurückzuführen. Die Behandlung der anterioren Epistaxis wurde in erster Linie mit einer gezielten Elektrokoagulation durchgeführt (erfolgreiche Blutstillung bei 82,5% der Patienten) und konnte bei 24 Patienten ambulant erfolgen. Fünf Patienten wurden auf diese Weise konsiliarisch behandelt. Neunzehn Patienten mussten jedoch stationär aufgenommen werden. Die stationären Aufnahme erfolgte bei 4 Patienten mit initial sehr heftiger anteriorer Epistaxis zur Überwachung der Vitalparameter und der Hämostase sowie bei 15 älteren Patienten (Durchschnittsalter: 70,5 Jahre) auf Grund behandlungsbedürftiger Begleiterkrankungen, die nachweislich die Entstehung und den rezidivierenden Verlauf von Epistaxis begünstigen: Elf der 15 Patienten litten unter entgleister Hypertonie (6 hypertensive Krisen) und 10 Patienten nahmen regelmäßig Antikoagulantien ein und wiesen teilweise pathologische Blutgerinnungswerte auf. Die 24 Patienten mit posteriorer Epistaxis aus dem Siebbeinbereich waren durchschnittlich 68,1 Jahre alt und wurden ausnahmslos stationär behandelt. Begleiterkrankungen kamen bei dieser Patientengruppe wesentlich häufiger vor, als im Gesamtpatientenkollektiv: z.B.: arterielle Hypertonie bei 75% (in Vergleich zu 48,1% insgesamt), Einnahme von Antikoagulantien bei 70,8% (bei 41,7% insgesamt) und Diabetes mellitus bei 25% (bei 15,7% insgesamt). Die Behandlung der posterioren Epistaxis erfolgte in 18 der 24 Fälle mittels Salbenstreifentamponade (erfolgreiche Blutstillung bei 77,8% der Patienten). Eine Behandlung mit einer hinteren Bellocq-Tamponade war in 6 Fällen von sog. unstillbarer Epistaxis nötig. Bei einem Patienten wurde zusätzlich eine arterielle Embolisation der A. maxillaris nötig. Die 11 Patienten mit Blutungen aus endonasalen Teleagiektasien, wie sie vor allem bei Morbus Osler auftreten, wurden unter regelmäßiger Vor- und Nachbehandlung mit weichen Nasensalben mit dem Nd:YAG-Laser behandelt. In einem Fall erfolgte zusätzlich eine modifizierte Septodermoplastik nach Saunders. Es ließ sich so eine deutliche Beschwerdebesserung bei den Patienten für ein Zeitintervall zwischen 6 und 12 Monaten erreichen. Neben den bereits erwähnten Teleangiektasien konnte für die Epistaxis ein direkter Zusammenhang mit kraniofacialen Traumata, lokalen Tumoren, Septumperforationen und infektiös oder atrophisch bedingten Veränderungen der Nasenschleimhaut nachgewiesen werden. Im Gesamtpatientenkollektiv ergaben sich therapierefraktäre Blutungen nach der initialen Behandlung, die weiterführende Behandlungen nötig machten in 6 Fällen und Rezidivblutungen nach Entlassung des Patienten aus der Klinik, die erneut behandelt werden mussten bei 9 Patienten. Dabei wiesen 12 dieser insgesamt 15 Patienten eine arterielle Hypertonie (3 hypertensive Krisen) und 9 Patienten eine regelmäßige antikoagulative Medikation auf. In der vorliegenden Untersuchung hat sich gezeigt, dass die Epistaxis bei etwa der Hälfte der untersuchten Patienten multifaktoriell bedingt war, da diese Patienten mindestens einen der Faktoren aufwiesen, der die Entstehung und den rezidivierenden Verlauf der Epistaxis begünstigen (arterielle Hypertonie: 48,1%, antikoagulative Medikation: 41,7%,). Noch deutlicher war dies bei den Patienten mit posteriorer Epistaxis, die etwa in 75% der Fälle mindestens einen solchen Risikofaktor aufwiesen. Eine ambulante Therapie der Epistaxis mit konservativen Maßnahmen oder umschriebenen Koagulationen im Bereich des Locus Kiesselbachii war lediglich für weniger als die Hälfte der Patienten möglich. In insgesamt 62 Fällen waren differenzierte Behandlungsmodalitäten notwendig, die eine stationäre Therapie bedingten. Dabei erwiesen sich oft die behandlungsbedürftigen Begleiterkrankungen der Patienten, wie oben erwähnt, als zusätzlichen Grund für eine stationäre Behandlung.


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