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Titel:Untersuchungen zum Effekt von ASS-Einnahme auf die in vitro Qualität von Thrombozyten bei der Thrombozytapherese und während der 5-Tages-Lagerung von Thrombozytenkonzentraten
Autor:Drechsel, Debora
Weitere Beteiligte: Zeiler, Thomas (Dr.)
Veröffentlicht:2006
URI:https://archiv.ub.uni-marburg.de/diss/z2006/0771
DOI: https://doi.org/10.17192/z2006.0771
URN: urn:nbn:de:hebis:04-z2006-07719
DDC: Medizin
Titel (trans.):The effect of ASA on platelet activation during apheresis and onin-vitro properties of stored platelet concentrates
Publikationsdatum:2006-11-15
Lizenz:https://rightsstatements.org/vocab/InC-NC/1.0/

Dokument

Schlagwörter:
Thrombozytapherese, Platelet activation, ASA, Platelet concentrates, ASS, Thrombozytenkonzentrat

Zusammenfassung:
Im Rahmen der Gewinnung und Lagerung von Thrombozyten für Transfusionszwecke kommt es zu einer Beeinträchtigung der Funktion der Thrombozyten im Konzentrat. Diese strukturellen und biochemischen Veränderungen werden unter dem Begriff „platelet storage lesion“ (PSL) zusammengefasst. Von entscheidender Bedeutung für die Entwicklung der PSL scheint die Thrombozytenaktivierung im Rahmen der Thrombozytapherese zu sein. Eine Prävention der Thrombozytenaktivierung während der Thrombozytapherese, beispielsweise durch den Thrombozytenfunktionshemmer ASS, könnte möglicherweise das Ausmaß der PSL verringern und den Transfusionserfolg vergrößern. Andererseits gilt die Einnahme des Cyclooxygenasehemmers ASS, da sie eine partielle Inhibierung der Thrombozytenfunktion bewirkt, allgemein als Spenderausschlusskriterium. Diese Einschätzung ist jedoch bisher nicht durch Literaturdaten belegt. Ziel der vorliegenden Studie war daher zu untersuchen, ob durch ASS partiell-inhibierte Thrombozyten aufgrund ihrer eingeschränkten funktionellen Aktivität während der Thrombozytapherese und Lagerung eine geringere PSL und damit möglicherweise eine bessere Funktion nach Transfusion aufweisen oder ob tatsächlich die Einnahme von ASS die Thrombozytenfunktion im Konzentrat so stark beeinträchtigt, dass sie den Ausschluss von Spendern nach ASS-Einnahme rechtfertigt. Hierzu wurden in einer randomisierten crossover Studie bei 10 gesunden Spendern je 2 Thrombozytenapheresen durchgeführt. Eine Apherese erfolgte jeweils 12 Stunden nach einer einmaligen Einnahme einer Dosis von 500 mg ASS (Gruppe A), die andere fand ohne vorausgegangene Medikamenteneinnahme statt (Gruppe B). In in vitro Untersuchungen wurden Separationsdaten und Thrombozytenfunktion im Spenderblut vor und nach der Apherese ermittelt. Im Thrombozytapheresekonzentrat wurden am Herstellungstag (Tag 1) und während der Lagerungsdauer (Tag 3 und 5) Thrombozytenfunktion, Morphologie und Stoffwechselparameter bestimmt. Die Ergebnisse zeigten die zu erwartende signifikante Abnahme der Thrombozytenaggregationsfähigkeit der mit ASS partiell inhibierten Thrombozyten im Spenderblut (p < 0,005). Auch in den Thrombozytapheresekonzentraten der Gruppe A war am Tag 1 diese signifikante ASS induzierte Reduktion der Thrombozytenaggregation belegbar (p < 0,01). Eine signifikante durch das Apheresverfahren hervorgerufene, Aktivierung der Thrombozyten im Spenderblut oder in den Thrombozytapheresekonzentraten war jedoch nicht nachweisbar. Auch für die Separationseffizienz und Separationsdaten ergaben sich zwischen den Gruppen keine signifikanten Unterschiede. Im Verlauf der Lagerung nahm in den Thrombozytapheresekonzentraten beider Gruppen die Thrombozytenaktivierung in gleichem Ausmaß zu. Signifikante Unterschiede der in vitro Funktion fanden sich lediglich am ersten Lagerungstag. Zu diesem Zeitpunkt war das Vermögen der Thrombozyten der Gruppe A auf TRAP-6 Stimulierung mit CD 62p-Expression zu reagieren signifikant vermindert (p < 0,02). Im weiteren Verlauf der Thrombozytapheresekonzentratlagerungsdauer wiesen die untersuchten Parameter zur Beurteilung von Thrombozytenqualität (LDH, pH, Laktat, Morphologie) und in vitro Thrombozytenfunktion (CD 62p-Expression, Fibrinogenbindefähigkeit, Aggregationsfähigkeit) jedoch keine weiteren signifikanten Unterschiede zwischen Gruppe A und Gruppe B aus. Die am Herstellungstag noch nachweisbare Verminderung der Thrombozytenfunktion in der ASS-Gruppe trat im Verlauf der Lagerung hinter der in beiden Gruppen nachweisbaren, progredienten Verringerung der in vitro Funktion zurück. Schlussfolgernd zeigen die vorliegenden Daten keinen nachweisbar vorteilhaften Effekt der ASS-Einnahme auf eine Verringerung der PSL. Diese kann also durch die ASS-Einnahme nicht vermieden oder verringert werden. Andererseits erscheint der negative Effekt einer ASS-Einnahme durch den Blutspender geringer als allgemein angenommen zu sein und ist in gelagerten Thrombozytenkonzentraten bereits am dritten Tag -zumindest in in vitro Untersuchungen- nicht mehr nachweisbar. Dies stellt Spenderauswahlverfahren, bei denen eine einmalige ASS-Einnahme innerhalb der letzten 7 Tage vor der Spende zum Spenderausschluß führt, zumindest in Frage.


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