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Titel:Risikofaktoren beim Morbus Perthes und ihre Auswirkungen auf das klinische und radiologische Ergebnis
Autor:Hartmann, Christina Marianne
Weitere Beteiligte: Wirth, Thomas (Prof. Dr.)
Veröffentlicht:2006
URI:https://archiv.ub.uni-marburg.de/diss/z2006/0191
URN: urn:nbn:de:hebis:04-z2006-01913
DOI: https://doi.org/10.17192/z2006.0191
DDC:610 Medizin
Titel (trans.):Risk factors in Legg-Calvé-Perthes disease and the effects on the clinical and radiological outcome
Publikationsdatum:2006-03-03
Lizenz:https://rightsstatements.org/vocab/InC-NC/1.0/

Dokument

Schlagwörter:
Ergebnis, Risikofaktoren, Risk Factors, Klinisches Ergebnis, Perthes-Krankheit, Osteonecrosis, Stationäre Behandlung, Treatment Outcome, Femur Head, Klinische Studie, Therapieerfolg, Konservative Therapie, Marburg <Lahn> / Klinikum, Therapie, Therapieplan, Radiologisches Ergebnis, Legg-Perthes Disease

Zusammenfassung:
In den Jahren 1984 bis 2001 wurden 94 Patienten im Klinikum für Orthopädie der Universität Marburg aufgrund eines Morbus Perthes therapiert. Das Ziel der vorliegenden Arbeit war es, retrospektiv prognostisch wertvolle Faktoren aus der Erkrankungsphase, die so genannten Risikofaktoren, zu eruieren und deren Effekt auf die mittelfristigen klinischen und radiologischen Ergebnisse zu überprüfen. Das Patientengut bestand aus 84 Jungen und 10 Mädchen. Eine beidseitige Erkrankung lag bei 10 Patienten vor. Das chronologische Alter zum Zeitpunkt der Ersterkrankung betrug durchschnittlich 7,19 Jahre. Fünf Patienten (6,49%) zeigten eine familiäre Häufung der Erkrankung. Die Mehrzahl der Patienten wurde operativ therapiert, vorwiegend mittels Intertrochantärer Varisationsosteotomie oder einer Beckenosteotomie nach Chiari bzw. Salter, und einige erhielten eine konservative Behandlung. Eine Beinlängendifferenz von 1 bis 3,5 cm war lediglich bei 14 Patienten festzustellen (17,8%). Schwerwiegende Komplikationen (Adduktionskontraktur, Osteochondrosis dissecans) im Rahmen der Therapie gehörten zu den wenigen Ausnahmefällen. Deformitäten nach Ausheilung der Erkrankung waren selten. Es wurden 75 (79,8% des gesamten Patientengutes) Patienten anhand klinisch anerkannter Hip Scores nachuntersucht. Seit dem Zeitpunkt der Diagnosestellung waren durchschnittlich 8,34 Jahre vergangen und das mittlere Alter zum Zeitpunkt der Nachuntersuchung lag bei 15,07 Jahren. Der Harris Hip Score zeigte bei 73 Patienten (97,3%) exzellente Ergebnisse und lediglich in einem Fall ein gutes und in einem weiteren Fall ein befriedigendes Ergebnis. Auch der Hip Score nach Merle d’Aubigné und Postel ergab vorwiegend sehr gute Werte. So erreichten 72 Patienten (96%) ein sehr gutes, zwei Patienten ein mittleres und ein Patient ein schlechtes Ergebnis. Es war keine Beziehung zwischen beiden angewandten Hip Scores und dem Schweregrad der Erkrankung feststellbar. Von 74 Patienten konnte der Verlauf und das Endergebnis anhand von Röntgenbildern ausgewertet werden. Das Ausmaß des Hüfkopfbefalls wurde mithilfe der Klassifikationen nach Catterall, Salter-Thompson bzw. Herring und das Outcome mittels Mose- und Stulberg-Klassifikation beurteilt. Das Vorhandensein der radiologischen Risikozeichen Gage’s sign und metaphysäre Beteiligung (inklusive Anzahl und Volumen der Zysten) wurden überprüft. Nach einer umfassenden Analyse der Risikofaktoren, nahmen wir eine Einteilung in klinische (Weibliches Geschlecht, Alter > 6 Jahre, Familiäre Häufung und Bilateralität) und radiologische Risikofaktoren (hohes Stadium nach Catterall, Salter-Thompson bzw. Herring, Vorhandensein des Gage’s sign und metaphysäre Beteiligung mit Anzahl und Volumen der Zysten) vor und kontrollierten deren Zusammenhang mit einem schlechten Endergebnis nach Mose und Stulberg. Bei näherer Betrachtung der klinischen Risikofaktoren, erwies sich das Alter als besonders wertvolles Kriterium im Hinblick auf die Prognose, denn unsere Patienten mit Ersterkrankungsalter über 9 Jahren entwickelten häufiger entrundete, asphärische Hüftgelenke im Vergleich zu den Patienten unter 6 Jahren. So zeigten die Älteren in 84,6% der Fälle schlechte Ergebnisse mit endrundeten Hüftköpfen nach Mose-Klassifikation (verglichen mit 28,6% der Jüngeren) und laut Stulberg ergab sich bei den Älteren in 16,7% ein Typ 3 mit asphärischer Inkongruenz und der Gefahr der schweren Arthroseentwicklung vor dem 50. Lebensjahr (wohingegen die Jüngeren alle ein kongruentes Hüftgelenk erreichen konnten). Die genauere Untersuchung der Risikogruppen Weibliches Geschlecht bzw. bilateral befallene Patienten zeigte zwar erwartungsgemäß, daß Mädchen bzw. beidseits Erkrankte zu schlechteren Endergebnissen tendierten als die Jungen bzw. die einseitig Erkrankten, es konnte für diese beiden Risikofaktoren jedoch keine Signifikanz ermittelt werden. Die Patienten mit nachgewiesener familiärer Häufung der Erkrankung zeigten wider Erwarten sehr gute klinische und radiologische Endergebnisse, was gegen eine Benachteiligung dieser Patienten spricht. Hinsichtlich der radiologischen Risikofaktoren ergab sich eine gute Korrelation der hohen Catterall-, Salter-Thompson- bzw. Herring-Stadien, die einen ausgeprägten Hüftkopfbefall anzeigen, mit einem schlechten Outcome nach Mose und Stulberg. Patienten mit radiologisch nachweisbarem Gage’s sign bzw. metaphysärer Beteiligung waren etwas häufiger von einem schlechten Ergebnis betroffen als Erkrankte ohne diese Risikozeichen, es ließen sich allerdings keine signifikanten Unterschiede feststellen. Insgesamt läßt sich zusammenfassen, daß bei unserem Patientengut vor allem ein Ersterkrankungsalter von über 9 Jahren und ein hohes Ausmaß des Hüftkopfbefalls eine gute Korrelation mit einem schlechten Ergebnis zeigte, weshalb diese beiden Risikofaktoren für eine verläßliche Beurteilung der Prognose geeignet zu sein scheinen.


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